Weihnachtsgeschichte, Weihnachtsmärchen: Gast auf zarten Hufen

Weihnachtsmärchen: Ein Gast auf zarten Hufen

von Betina Graf

Weihnachtsgeschichte, Weihnachtsmärchen: Gast auf zarten Hufen

In der stillsten Winternacht steht ein junges Rentier im Garten eines Kindes – verlegen, hungrig und gerade dabei, die Karottennase eines Schneemanns zu knabbern. Das Mädchen Mira hilft ohne Zögern. Eine zündende Idee hilft dabei, dass der Weihnachtsmann das verirrte Rentier finden kann.

Dieses Weihnachtsmärchen für Kinder von 5 bis 10 Jahren erzählt in ruhigem, spannungsvollem Ton von Achtsamkeit, Mut und der Kraft kleiner Ideen, die Großes bewirken. Es eignet sich als kompakte Vorlesegeschichte vor dem Schlafengehen oder für nette Adventsnachmittage zum Schmökern. Und falls Sie es gemütlich auf dem Sofa in Papierform lesen oder verschenken möchten: Weiter unten finden Sie die komplette Geschichte auch als kostenloses PDF zum Ausdrucken.

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Kurzüberblick zum Weihnachtsmärchen über den überraschenden Besuch des jüngsten Rentiers

Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Eckpunkte des Weihnachtsmärchens zusammen und dient Ihnen als schnelle Orientierung. Sie zeigt, für wen die Geschichte gedacht ist, in welchem Kontext sie besonders gut funktioniert und welche Themen sowie Figuren im Mittelpunkt stehen:

KriteriumKlassifizierung
Gehört zuKindergeschichten, Weihnachtsgeschichten, Tiergeschichten, fantasievolle Märchen, Vorlesegeschichten, Familiengeschichten
KontextIdeal für Familien, die sich in der Advents- und Weihnachtszeit verzaubern lassen möchten. Perfekt zum gemeinsamen Vorlesen an gemütlichen Winterabenden, als besondere Gute-Nacht-Geschichte, für Adventsfeiern in Kita/Grundschule oder als ruhiger Programmpunkt in der Vorlesestunde.
AltersgruppeCa. 5 bis 10 Jahre
ThemaZusammenhalt und Hilfsbereitschaft; Mut und Vertrauen; Heimweh und Heimkehr; Loslassen aus Liebe; Freundschaft und Verantwortung; Hoffnung und Dankbarkeit
Protagonist*innenDas Mädchen Lina; Rentier Funke; magische Figur: Weihnachtsmann; Symbolfigur: Schneemann Frosti
BotschaftenNiemand ist zu klein, um Großes zu bewirken.
Gastfreundschaft und Fürsorge geben Wärme und Sicherheit.
Wirklicher Mut bedeutet manchmal, liebevoll loszulassen.

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Ein Gast auf zarten Hufen

Weihnachtsgeschichte Weihnachtsmann mit Rentieren fliegt über das Dorf

Weihnachtsmärchen Ein Gast auf zarten Hufen von Betina Graf

Der Schnee fiel in dichten Schneeflocken auf das Dorf, und der Wind pfiff ein unruhiges Lied um die Dächer. In der Straße, in der die siebenjährige Mira wohnte, warfen die Fenster der Häuser warmes Licht auf den Schnee, und Lichterketten schimmerten wie kleine Sterne. Es war der Abend vor Weihnachten, und in Mira kribbelte die Vorfreude auf Heiligabend wie Brausepulver im Bauch.

Hoch über den Wolken zog der Schlitten des Weihnachtsmannes seine Spuren. Die Rentiere sprangen übermütig durch die Nacht. Ein besonders junges, neugieriges Rentier, das die anderen erst seit diesem Jahr begleiten durfte, staunte so sehr über die vielen Lichter am Boden, dass es das Gleichgewicht verlor und ins Trudeln geriet. Ein Windstoß, ein erschrockenes „Hrrr!“, und – plumps! – landete es weich, aber ziemlich durcheinander, mitten im frisch verschneiten Garten vor Miras Haus.

Mira wollte gerade die Vorhänge ihres Kinderzimmers zuziehen, als sie etwas im Garten durch den Schnee huschen sah. Sie blinzelte, hielt kurz den Atem an und schlich die Treppe hinunter. Behutsam öffnete sie die Terrassentür – und traute ihren Augen kaum: Da stand ein junges Rentier, das verlegen an der Karottennase ihres Schneemanns knabberte.


Weihnachtsmärchen, hier Rentier, das die Nase des Schneemanns anknabbert

Die Möhrennase des Schneemanns wird angeknabbert

„He!“, rief Mira empört und belustigt zugleich, „die Nase gehört doch meinem Schneemann Frosti!“ Das Rentier hob den Kopf. In seinen dunklen Augen lag eine Mischung aus Staunen und Sorge. „Du hast Hunger, stimmt’s?“ Mira sah die abgenagte Karotte und musste schmunzeln. „Schon gut. Ich bin Mira. Und du … du siehst aus, als hättest du dich verlaufen.“

Das Rentier stupste vorsichtig an Miras Hand. Im warmen Licht, das aus dem Wohnzimmerfenster nach draußen fiel, sah Mira, wie an seinem Fell kleine Eiskristalle aufblitzten. „Ich nenne dich Funke“, sagte sie leise. Bei jedem Atemzug sprühten im Frost winzige Glitzerpunkte – fast wie Funken.


Weihnachtsmärchen: Lina geht mit Rentier zum Schuppen

Erste Hilfe im warmen Schuppen

„Komm, Funke, wir wärmen dich auf.“ Mira holte eine weiche Decke, legte sie über Funkes Rücken und führte das Rentier zum Schuppen, der wie ein kleines Häuschen am Rand des Gartens stand. Sie schaltete die Lichterkette ein, die dort über der Tür hing, und plötzlich war der Schuppen nicht mehr nur ein Schuppen, sondern ein heller Ort, in dem es herrlich nach Heu duftete.

Mira stellte eine Schüssel mit Wasser und ein paar Apfelschnitze hin, die sie zuvor aus der Küche stibitzt hatte. Funke trank, schnupperte, knabberte und seufzte so zufrieden, dass seine Nüstern kleine Wölkchen in die Luft malten.

„Du musst zum Weihnachtsmann zurück, nicht wahr?“, flüsterte Mira. Funke senkte den Kopf, als nicke es. Aber wie sollte der Weihnachtsmann sie finden, mitten im Wirbel der Schneeflocken?

Mira dachte nach. Draußen war alles weiß; Schneegestöber verwischte jede Spur, und in der weiten Nacht wäre ein einzelnes Rentier kaum zu finden. „Wenn ich doch nur ein Zeichen machen könnte … etwas, das man von oben sieht!“


Weihnachtsgeschichte Ein Gast auf zarten Hufen, hier: Lichterkette als Pfeil im Schnee

Ein Pfeil aus Licht im Schnee

Ihr Blick fiel auf die Lichterkette im Wohnzimmerfenster. Sie leuchtete warmweiß. „Funke, ich hab’s!“, rief Mira. „Ich hole die Lichterkette aus dem Haus und lege sie auf den Boden – wie eine Lichterspur in Form eines Pfeils, der direkt auf den Schuppen zeigt. Wenn der Weihnachtsmann dich sucht, wird er den Pfeil sehen und hier landen!“

Funke schnaufte begeistert und machte einen kleinen Hüpfer. Sein Atem puffte wie eine helle, fröhliche Wolke – fast wie ein gesprochenes Ja.

Mira nahm die Lichterkette vom Wohnzimmerfenster und trug sie in den Garten hinaus. Danach legte sie sorgfältig die Lichter der Kette so, dass vorne eine Pfeilspitze genau dorthin zeigte, wo der Schuppen stand. Als sie den Stecker in die Verlängerung steckte, sprangen die Lichter an: warm, hell, einladend. Der Garten leuchtete nun wie eine Landkarte, auf der jemand ein großes Lichtzeichen gemalt hatte.

„So“, sagte Mira und klopfte sich den Schnee von den Schultern. „Jetzt müssen wir darauf vertrauen, dass der Weihnachtsmann aufmerksam ist.“ Funke legte die Stirn an Miras Schulter. Und für einen Moment hörten beide nichts als das leise Flockenfallen.


Weihnachtsmärchen: Ein Gast auf zarten Hufen

Der Weihnachtsmann hält Ausschau

Hoch oben am Himmel flog der Schlitten des Weihnachtsmanns in großen Kreisen. „Ein Rentier fehlt“, murmelte der Weihnachtsmann in seinen Bart, „ich zähle und zähle – eines fehlt, und der Schnee verwischt alle Spuren.“

Da riss die Wolkendecke kurz auf, und unter ihnen lag das Dorf klar vor Augen. In einem Garten eines kleinen Häuschens zeichnete sich deutlich ein Pfeil aus warmweißen Lichtern ab, dessen Spitze zu einem Schuppen wies.

„Seht ihr das?“, rief der Weihnachtsmann, und die Rentiere nickten, ihre Geweihe waren vom Frost weiß bereift. Behände neigten sie die Kufen und steuerten auf den Lichtpfeil zu.

Mit einem sanften Rauschen setzten die Kufen in Miras Garten auf. Der Weihnachtsmann sprang ab – flink, trotz seines runden Bauches – und folgte dem hellen Pfeil. Auf dem Weg kam er an Schneemann Frosti vorbei und blieb verdutzt stehen. „Nun, mein Freund“, sagte er, „du siehst aus, als hätte deine Nase heute einiges mitgemacht.“ Er zog eine kleine Ersatzkarotte aus seinem Mantel (der hatte erstaunlich viele Taschen) und steckte sie dem Schneemann in das Gesicht. „So ist’s besser.“

Dann ging er weiter, dem Leuchten folgend. Vor dem Schuppen blieb er stehen und klopfte sanft an die leicht geöffnete Tür.


Weihnachtsmärchen: Ein Gast auf zarten Hufen, hier: der Weihnachtsmann spricht mit Lina

Wiedersehen im warmen Schuppen

„Ho, ho – guten Abend, ihr beiden“, sagte der Weihnachtsmann. Sein Blick war freundlich. „Ich glaube, da wartet jemand auf mich.“ Funke machte Freudensprünge, seine Hufe klackten leichtfüßig auf dem Holz, und Mira lachte. „Er heißt Funke“, sagte sie, „und er hat sehr geduldig gewartet.“

Der Weihnachtsmann legte dem Rentier die Hand auf den Hals und nickte anerkennend. „Tapferes kleines Rentier. Und tapferes großes Kind. Ohne euch hätte ich lange gesucht. Die Idee mit dem Lichtpfeil war klug – und herzerwärmend.“

Er holte aus seiner Tasche eine kleine Schneekugel hervor: Darin stand ein winziges Rentier unter einem Tannenbaum, und wenn man die Kugel schüttelte, tanzten feine Schneeflocken. „Für dich, Lina. Als Erinnerung daran, dass du heute Flocke kennengelernt hast – und wie mutig du ihm geholfen hast.”

Mira hielt die Schneekugel beglückt in ihren Händen. Die Flocken darin schwebten langsam nach unten, und ihr wurde warm ums Herz.


Ein heimlicher Wunsch

„Darf ich mir etwas wünschen?“, fragte Mira zaghaft. Der Weihnachtsmann nickte. „Dann wünsche ich mir, dass Funke jedes Jahr wiederkommt – nur um Hallo zu sagen.“

Der Weihnachtsmann zwinkerte. „Manche Wünsche sind so leicht wie Schneeflocken, sie finden von selbst den Weg nach Hause.“ Dann befestigte er Funkes Geschirr, und das junge Rentier stellte sich stolz zwischen die anderen. „Bereit?“, fragte er. Funke blickte zu Mira, und sein Blick sagte: „Danke.“

Der Schlitten hob ab und wurde am Nachthimmel kleiner und kleiner, bis nur noch ein letzter kleiner Punkt zu sehen war. Mira blieb noch einen Moment beim Schneemann stehen, hielt die Schneekugel fest und atmete die kalte Nachtluft ein. Als die Flocken in der Kugel zur Ruhe kamen, wurde es auch in ihr ganz still. Dann ging sie ins Haus und kroch müde ins Bett.

Weihnachtsgeschichte Ein Gast auf zarten Hufen, hier Lina, wie sie in ihrem Kinderzimmer schläft

In dieser Nacht schlief Mira selig ein. Sie träumte von Lichtern, die auf dunklen Wegen Pfeile malen. Und irgendjemand – vielleicht der Weihnachtsmann, vielleicht Funke – hängte die Lichterkette am Morgen wieder ans Wohnzimmerfenster, so ordentlich, als wäre nie etwas geschehen.

Von diesem Weihnachten an machte Mira an jedem 23. Dezember im Schnee ein kleines Lichtzeichen, nur für den Fall. Und manchmal, wenn die Nacht besonders klar war, hörte sie über dem Haus ein leises Schlittenrauschen, und in der Luft roch es einen Herzschlag lang nach Heu und warmem Winterfell.

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Die Moral von der Geschichte des kleinen Rentiers, das sich verirrt hatte

Und die Moral von der Geschichte: Manchmal braucht jemand Hilfe oder findet alleine nicht zurück. Wenn wir aufmerksam sind, freundlich bleiben und mutig handeln, können wir Großes bewirken. Oft reichen kleine Dinge: ein warmer Platz, Wasser, und ein Licht, das den Weg zeigt. Gute Ideen leuchten am hellsten, wenn sie aus dem Herzen kommen.


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Weihnachtsgeschichte Ein Gast auf zarten Hufen
Weihnachtsgeschichte Ein Gast auf zarten Hufen
Weihnachtsgeschichte Ein Gast auf zarten Hufen, hier: Schlitten über Dorf

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