Projektionen als falscher Spiegel unserer selbst
Projektion ist stets das, was mit einem selbst oder mit dem Gegenüber nichts zu tun hat. So kann es beispielsweise sein, dass wir uns in der Arbeit über unseren Vorgesetzten ärgern. Und weil wir uns unserem Vorgesetzten gegenüber unseren Ärger nicht zu äußern wagen, stülpen wir diese Wut zum Beispiel unserem Lebensgefährten oder unseren Kindern über. Das ist Projektion: ein falscher Spiegel unserer selbst.
Spiegel und Projektionen
Projektion kann sich ebenso in positiven Gefühlen anderen gegenüber äußern: Zum Beispiel wenn wir verliebt sind. Wir projizieren positive Eigenschaften, denen wir vielleicht in der aktuellen Lebenssituation besonders bedürfen, auf den Menschen, in den wir verliebt sind. Im Laufe der Zeit und des näheren Kennenlernens merken wir, dass manche dieser positiven Eigenschaften im geliebten Menschen vielleicht nicht in der Form beständig vorhanden sind, wie wir es gerne hätten. Schritt für Schritt ent-lieben wir uns. Das ist der Zeitpunkt, von dem die Psychologen sprechen, dass hier nun die Liebe einsetzen kann.
Geht überhaupt ein Leben ohne Projektion? Ich weiß es nicht. Andere Menschen rufen in uns Gefühle hervor. Diese Gefühle heißen wir willkommen oder wir reagieren mit Abwehr. Zum Beispiel, wenn wir Komplimente erhalten oder wenn (scheinbar) wir es sind, die in unserem Gegenüber Wut erzeugen.
Ich suchte dich und
habe mich gefunden.
Franz Grillparzer
Was führt zur Projektion?
Bedeutet ein Leben ohne Projektion ein Leben in Liebe? Was führt überhaupt zur Projektion? Wenn wir ganz bei uns sind, dann brauchen wir keine Projektion, und wir reagieren angemessen auf die Projektion anderer – wir nehmen diese nicht an, müssen unser Wesen demzufolge auch nicht vehement verteidigen.
Im Buddhismus würde man vielleicht von der Nicht-Anhaftung des Ich sprechen. Denn im Buddhismus ist das „Ich“ das, welches das Leid verursacht. Leid in dem Sinne einer negativen Projektion. Im Buddhismus – siehe Schaubild Buddhismus – wird der Schwerpunkt auf das Leiden der Menschen gelegt.
Das Glück und die Freude, die andere Menschen einem schenken können, tritt eher in den Hintergrund. Bedeutet es, dass wir uns auch weniger freuen können und wir auch weniger glücklich sein können, wenn wir unserem Ich nicht anhaften? Freude und Glück sind uns ja herzlich willkommen. Doch um welche Freude und welches Glück geht es hier? Und: Bedeutet die Abkehr vom Leid zugleich die Abkehr von Glücksgefühlen, und damit ein gleichgültiges Leben?
Glück im Äußeren vs. Glück im Inneren finden
Gibt es Unterschiede im Glücksempfinden? Gibt es so etwas wie ein gerechtfertigtes Glück, und ein “inadäquates“ Glück? Was wir vielleicht feststellen können ist, dass Glück, was im Äußeren hervorgerufen wird, sich leicht verflüchtigt. Zum Beispiel: wenn wir uns eine ansprechend gestaltete Zeitschrift kaufen oder einen anderen Gegenstand unserer Freude, so kennen wir sicherlich vor dem Kauf das starke Bedürfnis, diesen Gegenstand erwerben zu wollen. Nach dem Kauf ist dieses Glück schnell verrauscht. Kaum haben wir die neue Zeitschrift in der Hand, stecken wir sie in unsere Tragetasche – und schon ist das Glücksempfinden vorbei. Vielleicht blättern wir zu Hause die Zeitschrift ein bisschen durch, doch manchmal kommt es gar nicht so weit, und sie landet ungelesen auf dem Zeitschriftenstapel.
Doch wie schaut dieses andere, innere Glück aus? Wir sprechen viel vom Glück und vom Glücklichsein. Welchen Stellenwert hat die Zufriedenheit? Ist Zufriedenheit nicht einem vorübergehenden Glück vorzuziehen?
Abschaffung der Projektion über Nicht-Anhaftung an das Ich
Genau an diesem Punkt trifft sich die Fragestellung der Projektion mit dem Buddhismus. Kann man diesen Zustand der Nicht-Anhaftung an das eigene Ich nur über Meditation erreichen? Kann man Projektion nur über Meditation überwinden? Zumindest scheint es als ein mögliches geeignetes Mittel.
Warum fällt es so schwer, uns von einem „Ich“ zu lösen, das uns leiden lässt? Viele Themen greifen ineinander. In unserer westlichen Marktwirtschaft wird viel Wert auf das Kaufen gelegt. Die Werbung vermittelt uns das Glück im Äußeren. Es kommt nicht darauf an, bei sich selbst anzukommen. Wo kämen wir hin, wenn wir uns alle nur unseren inneren Werten zuwenden würden? Wenn wir ganz bei uns wären, und wenige Bedürfnisse hätten? Es würde viel weniger gekauft werden. Das wäre unserer Wirtschaft abträglich.
Und doch: unsere Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass wir frei sind, unsere eigene Richtung einzuschlagen. So sind wir frei darin, uns Themen wie Meditation zu öffnen.
Doch kommen wir zur Projektion zurück. Die Projektion abzuschaffen – unsere eigene und unsere Reaktion auf die Projektion anderer auf uns -, wäre ein sinnvolles Unterfangen. Ist wirklich der buddhistische Weg der einzige Weg? Also der Weg über die Meditation.
Bewusstwerdung und Achtsamkeit
Im Prinzip geht um Bewusstwerdung. Bewusstwerdung unserer selbst. Und genau hier treffen wir auf den Faktor Achtsamkeit. Achtsamkeit im Hier und Jetzt. Achtsamkeit bringt uns dazu, das Naheliegende wahrzunehmen. Die Bewertungsmechanismen im Kopf sind bei einer achtsamen, gegenwärtigen Wahrnehmung weitgehend ausgeschaltet. Wir leben, was im Augenblick ist. Das kann ein weiterer Schlüssel zur Übung für uns sein.
Die Übung der Achtsamkeit ist zum Beispiel in der Praxis des Zen, des Zazen, ein wesentlicher Bestandteil neben der Meditation.
So schließt sich der Kreis, alles ergibt einen Sinn. Wenn wir uns im achtsamen Gegenwärtigsein üben, und uns nicht vorwiegend äußeren Zerstreuungen ausliefern, dann entsteht ein Bewusstsein unserer selbst.
Und doch wird es viele unterschiedliche Wege zu diesem Bewusstsein geben. Zum Beispiel in der Liebe zur Natur, über sportliche Betätigungen oder andere Interessen, in denen wir uns eins mit uns und dem Leben fühlen.
Sprüche zum Thema Spiegel
Denn wisse, dass die Seele
stets sich selbst begegnet.Man kann vor
keinem Problem davonlaufen.Tritt ihm JETZT gegenüber!

An seinem Ärger festzuhalten ist genauso
wie eine glühende Kohle in die Hand zu nehmen,
um sie nach jemandem zu werfen;
du bist derjenige, der sich verbrennt.
Alle unsere Aktionen sind letzten Endes immer ein Spiegel unseres Innersten. Sie sagen stets mehr über uns als über die Menschen, über die wir reden. Laut diesem Zitat betrifft das auch Handlungen: alles, was wir tun, tun wir in erster Linie an uns selbst und erst danach an anderen.
Ein Freund ist
wie ein zweites Ich.
Wer einen anderen
Menschen kennenlernt,
lernt zugleich sich
selber kennen.
Das bedeutet es vielleicht auch, wenn Edgar Cayce in einem seiner Readings sagt (sinngemäß), dass man in anderen Menschen sich selbst begegnet.
Ich liebe dich nicht nur für das,
was du bist, sondern auch für das,
was ich bin, wenn ich bei dir bin.Ich liebe dich für die Seiten, die du
bei mir zum Vorschein bringst.

Ein Spiegel ist besser
als eine Reihe Ahnenbilder.

Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat
der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet –
der Gute findet hier sein Paradies –
der Schlechte genießt schon hier seine Hölle.

Wenn du Märchenaugen hast,
ist die Welt voller Wunder.

Ein ruhiger Geist wird
zum Spiegel des Universums.
Denken Sie hierbei an klares, ruhiges Wasser, in dem man sich spiegeln kann.
Tadle dich, wie du
andere tadeln würdest;
entschuldige andere, wie du dich
entschuldigen würdest.
Sprüche zum Thema Spiegel auf Bild

- Text kopieren
- zum Bild
- merken

- Text kopieren
- zum Bild
- merken
Ehrlichkeit ist eine der wichtigsten Säulen jeder Freundschaft. Sie sorgt dafür, dass wir bereit sind, Kritik von Freund:innen anzunehmen und darüber nachzudenken. Zugleich schmeicheln lobende Worte noch viel mehr, wenn man weiß, dass sie einer ehrlichen Meinung entstammen und nicht dem Versuch, sich beliebt zu machen. Es kommt aber auch darauf an, wie man gewisse Dinge sagt: zu einem konstruktiven Feedback gehört immer auch ein Vorschlag, wie man es besser machen kann, und keineswegs sollte man auf einer persönlichen Ebene kritisieren.

- Text kopieren
- zum Bild
- merken

- Text kopieren
- zum Bild
- merken

- Text kopieren
- zum Bild
- merken
Sich selbst erkennen zu können und zu wissen, wer man ist, ist eine der größten Leistungen im Leben. Man kann dieses Wissen nicht in der Schule oder aus einem Buch lernen und man muss bereit sein, auch die eigenen Makel und Fehler zu sehen, wenn man sich nicht belügen will. Das erfordert innere Größe.