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Gute Entscheidungen treffen

Durchwursteln vs. methodisch Entscheidungen finden

Essay von Betina Graf

Gute Entscheidungen treffen: Wursteln Sie sich durch oder treffen Sie Ihre Entscheidungen methodisch und bewusst? Was tun Sie, wenn Sie sich nicht entscheiden können? Haben Sie Spaß am Fällen von Entscheidungen?

Ich betrachte Entscheidungen in dieser kleinen Abhandlung aus drei verschiedenen Blickwinkeln – und würde mich freuen, wenn Ihnen die eine oder andere Einsicht Ihre Entscheidungen erleichtert!

Meilensteine auf dem Lebensweg

Durchwursteln – oder methodisch vorgehen

  • Steuern Sie Ihr Leben oder werden Sie gesteuert?
  • Wie bewusst halten Sie das Ruder in der Hand?
  • Treiben Sie Entwicklungen voran – oder werden Sie getrieben?
  • Macht es Ihnen Spaß, Entscheidungen zu treffen?
  • Oder wursteln Sie sich durch?

Dieses “Muddling-through”, wie Durchwursteln auf englisch heißt, ist gar nicht so unüblich – selbst im Geschäftsleben.

Im Vergleich sieht das dann so aus (linke Seite in der Grafik sehen Sie das Beispiel für Durchwursteln, die rechte Seite steht für die Methodik):

Links:
Links: "Durchwursteln", rechts: methodisch Entscheidungen finden

Sie sehen, in einen Berg anstehender Entscheidungen (und nachfolgender Handlungen) lässt sich Methodik bringen: Es gibt unterschiedliche Qualitäten von Entscheidungen, die wiederum unterschiedliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Entscheidungen lassen sich also unterschiedlichen Ebenen zuordnen: der strategischen, der taktischen oder der operativen Ebene.

Hebelwirkung von Entscheidungen

Je nachdem, welcher Ebene die einzelne Entscheidung angehört, ergeben sich unterschiedliche Konsequenzen und Handlungsanleitungen. Das Bild “Hebelwirkung von Entscheidungen” soll dies verdeutlichen.

Strategische, taktische und operative Entscheidungen – was ist der Unterschied?

Ich habe mich zu Anfang sehr schwer damit getan, den Unterschied zwischen Strategie und Taktik zu verstehen. Bis ich (Quelle leider unbekannt) ein Beispiel las, was mir das schließlich klar machte. Hier ist das Beispiel, das anhand des Themas “Baum fällen” den Unterschied zwischen Strategie, Taktik und dem Operativen anschaulich erklärt.

Hebelwirkung von Entscheidungen in grafischer Darstellung

Unterschied Strategie – Taktik – Operation

Strategische Entscheidungen:

Wird der Baum gefällt? Welcher Baum wird gefällt?

Taktische Entscheidungen:

Wie wird der Baum gefällt? Mit der Elektrosäge, zu zweit mit einer Handsäge, mit einem Elefanten (gibt es tatsächlich, zum Beispiel in Indien) …

Operative Entscheidungen:

Mit welcher Säge fälle ich den Baum? Mit der blauen Säge von Marion, oder der grünen Säge, die ich kürzlich im Baumarkt gesehen habe?

Welche konkreten Schlussfolgerungen ergeben sich daraus nun für den “Hausgebrauch”? Was nutzt mir dieses Wissen? Lesen Sie nun, wie nun mit diesen unterschiedlichen Ebenen am besten umzugehen ist – und wie Sie sich das Leben leichter machen können mit Ihren Entscheidungen:

Strategische Entscheidungen – die Weitreichenden

Strategische Entscheidungen sind langfristiger Natur und damit von großer Tragweite. Sie haben einschneidende Konsequenzen und verändern das eigene Leben bzw. die Firma maßgeblich.

Erinnern Sie sich an das Beispiel mit dem Baum fällen: Wird der Baum gefällt? Welcher Baum wird gefällt?

Oder wie Abraham Lincoln es ausgedrückt hat:

Wenn ich acht Stunden Zeit hätte,
um einen Baum zu fällen, würde ich
sechs Stunden die Axt schleifen.

Abraham Lincoln

Ist eine Entscheidung im strategischen Bereich einmal getroffen, so brechen automatisch andere strategische Optionen weg: Entscheiden Sie sich zum Beispiel für die Selbstständigkeit, für den Aufbau einer eigenen Firma, dann fällt in der Regel gleichzeitig die Option weg, im Angestelltenverhältnis tätig zu sein. Wählen Sie einen konkreten Studiengang, so legen Sie wichtige Schritte für Ihre spätere Zukunft fest. Heiraten Sie, dann verpflichten Sie sich für einen Partner bzw. eine Partnerin.

Natürlich lassen sich strategische Entscheidungen korrigieren, doch ist das bei strategischen Entscheidungen stets mit hohem Aufwand und Einsatz verbunden – oft begleitet von entsprechendem emotionalen Engagement.

Beispielhafte Fragen zu Entscheidungen im strategischen Bereich:

  • In welcher Stadt studiere ich? Will ich im Ausland studieren?
  • Mache ich mich selbstständig? Wenn ja, womit mache ich mich selbstständig?
  • Will ich heiraten?
  • Möchte ich ein Kind? Oder mehrere? Wie viele? Oder kein Kind?
  • Will ich Karriere im Angestelltenverhältnis machen?

Je nachdem, wie Sie sich entscheiden, wird sich Ihr Leben bei strategischen Entscheidungen grundlegend verändern. Deshalb empfiehlt es sich, nicht gleichzeitig mehrere strategische Entscheidungen auf einmal zu treffen.

Konsequenz im Fehlerfall: Treffen Sie eine falsche strategische Entscheidung, so können sämtliche nachfolgenden taktischen und operativen Entscheidungen richtig sein, und alles ist trotzdem hinfällig, da die Entscheidung auf oberster Ebene schon falsch ist.

Wer am falschen Faden arbeitet,
zerstört das ganze Gewebe.

Konfuzius

Tipp: Deshalb empfiehlt es sich, hier besonders viel Zeit und Überlegungen aufzuwenden, um die eigene Gewissheit zu bekommen, dass diese Entscheidung die Richtige ist. Die Entscheidung sollte möglichst authentisch getroffen werden und möglichst viel mit Ihnen selbst und Ihrer Persönlichkeit zu tun haben.

Damit es Ihnen nicht so geht wie in dem Sprichwort von Goethe:

Wer das erste Knopfloch verfehlt,
kommt mit dem Zuknöpfen
nicht mehr zurande.

Johann Wolfgang von Goethe

Wenn Sie zögern und sich nicht sicher sind, untersuchen Sie sorgfältig die zugrundeliegenden Bedenken und Hintergründe auf mögliche Lösungsmöglichkeiten. Können Sie sich sehr schnell für eine strategische Entscheidung begeistern, ist dieselbe Vorsicht angebracht: Wägen Sie mögliche Einwände seitens Freunde und Bekannter sorgfältig ab – auch wenn Ihr erster Impuls ist, diese schnell zu übergehen (dies ist dann besonders “verdächtig”). Prüfen Sie Ihre strategische Entscheidung “auf Herz und Nieren”!

Taktische Entscheidungen – die Klugen

Taktische Entscheidungen sind mittelfristiger Natur: je nach Perspektive handelt es sich hier um Auswirkungen von ein bis drei Jahren. Für die taktischen Entscheidungen gibt es mehrere Alternativen, die leichter als die strategischen Entscheidungen umgeworfen bzw. verändert werden können. Sie sind daher nicht von so großer Tragweite wie strategische Entscheidungen.

Hier wieder die kleine Erinnerungshilfe mit dem vorangegangenen Beispiel des Baumfällens: Wie wird der Baum gefällt? Mit der Elektrosäge, zu zweit mit einer Handsäge, …

Taktische Entscheidungen: Vergleich mit Baum fällen
Taktische Entscheidungen - ein Beispiel

Im privaten Bereich könnten zum Beispiel folgende taktische Fragen anstehen:

  • Wohin fahre ich / fahren wir in unserem Jahresurlaub?
  • Soll ich innerhalb derselben Stadt in eine andere Wohnung ziehen?
  • Welche neue Küche möchte ich mir kaufen?

Beispiel-Fragen für den taktischen Bereich im Berufsleben bzw. Geschäftsleben:

  • Welche Geschäftszweige baue ich auf?
  • Für welches Marketing-Mix entscheide ich mich?
  • Welche Vertriebskanäle wähle ich?
  • Auswahl aus verschiedenen Standort-Alternativen

Bei taktischen Entscheidungen gibt es stets mehrere passende Alternativen, die relativ gleichwertig bzw. zielführend sind.

Konsequenz im Fehlerfall: Treffen Sie auf strategischer Ebene eine richtige Entscheidung, dann können Sie sich sogar im taktischen Bereich (wenige!) Fehler erlauben. Mit der richtigen Strategie können Sie taktische Fehlentscheidungen vergleichsweise gut verkraften (emotional oder auch finanziell).

Wir können den Wind nicht ändern,
aber wir können die Segel
richtig setzen.

Aristoteles

Klug ist, wer taktisch gute Entscheidungen trifft: Mit klugen taktischen Entscheidungen steuern wir unser Leben. Vergleichbar mit einem Schiff auf See, wo wir das Steuer in der Hand halten.

Tipp: Kluge Entscheidungen sind hier diejenigen, die auf einer gesamtheitlichen Betrachtung basieren: Wählen Sie das taktische Mix unter dem Gesichtspunkt aus, dass die gewählten Alternativen bzw. Handlungsfelder miteinander harmonieren und sich gegenseitig ergänzen – und dass sie zur Strategie passen!

Operative Entscheidungen – die Einfachen

Operative Entscheidungen bestimmen unser tägliches Leben bzw. beruflich unser Tagesgeschäft. Hier gibt es Alternativen “wie Sand am Meer”. Diese unterscheiden sich nur marginal voneinander.

Jetzt darf natürlich unser Beispiel Baumfällen nicht fehlen: Mit welcher Säge fälle ich den Baum? Mit der blauen Säge meiner Freundin, oder doch lieber beim Nachbarn klingeln?

Beispiel-Entscheidungen in diesem Bereich kennen Sie sicherlich:

  • Welche Zutaten kaufe ich für das Mittagessen am Wochenende?
  • Gehe ich mit Freunden ins Kino oder lieber mit Maximilian ins Ballett?

Oder beruflich zum Beispiel:

  • Welchen Tintenstrahl-Drucker kaufe ich?
  • Nehme ich Bleistifte oder Textmarker oder lieber doch die traditionellen Kalender als Give-Aways für meinen Messestand?

Konsequenz im Fehlerfall: Die Konsequenzen einer Fehlentscheidung fallen hier kaum ins Gewicht. Fehler auf dieser Ebene lassen sich sehr leicht verschmerzen bzw. leicht wieder ausbügeln; sie sind in der Regel emotional und finanziell unbedeutend.

Haben Sie schon einmal beobachtet, dass sich jemand mehr Zeit nimmt, die Mohrrüben im Supermarkt auszuwählen, als bei der Partnerwahl? Das ist vielleicht etwas übertrieben, trotzdem an dieser Stelle der kleine Hinweis:

Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie nicht zuviel Zeit mit der Auswahl bei operativen Entscheidungen verwenden. Diese Zeit fehlt Ihnen sonst bei Ihren taktischen Entscheidungen.

Lesen Sie nun, mit dem Vorwissen, das Sie bis jetzt zu diesen Thesen erworben haben, was Sie tun können, wenn Sie sich in einer verzwickten Lage befinden und Sie sich mit dem Fällen einer Entscheidung schwer tun.

Wenn ich mich nicht entscheiden kann …

Kennen Sie den Fall, wenn Sie sich nicht entscheiden können? Das kann durchaus seine Berechtigung haben – insbesondere im strategischen Bereich, wo Entscheidungen reifen müssen. In diesem Fall kann Zögern ein gutes Zeichen für ausgewogene Entscheidungsfindung bedeuten. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif für die Entscheidung, der Zeitpunkt also noch nicht der Richtige.

Gewähren Sie sich Muße und Zeit,
um weitreichende Entscheidungen
reifen zu lassen.

Betina Graf

Der Grund für ein Sich-nicht-Entscheiden-können kann auch darin liegen, dass Ihnen noch nicht alle Informationen zur Verfügung stehen. Sammeln Sie nach und nach relevante Informationen, bis Sie die notwendige Sicherheit für Ihre Entscheidung gewinnen – lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!

Liegt dem Grund für Ihr Zögern ein gewisses “undefinierbares” Unwohlsein zugrunde, dann zerlegen Sie Ihre Entscheidung einmal systematisch in seine Einzelteile.

Ein Beispiel dafür: Sie fragen sich, ob Sie sich selbstständig machen sollen oder nicht. Was gehört zur Selbstständigkeit? Hier könnten Sie beispielsweise in folgende Fragenkomplexe unterteilen:

  • Bin ich als Unternehmer/in geeignet? Habe ich Unternehmerqualitäten? Habe ich die Persönlichkeit dazu?
  • Kenne ich alle Formalitäten für die Gründung und für meine Firma? Habe ich ausreichende kaufmännische Kenntnisse?
  • Kann ich die eigene Firma dauerhaft finanzieren? Ist meine Geschäftsidee finanziell tragfähig? Kann ich die Banken zwecks Kreditvergabe überzeugen?
  • Kann ich genügend Kunden gewinnen? Wie gewinne ich meine Kunden? Wie mache ich mich überhaupt am Markt bekannt?
  • Wie präsentiere ich mich im Internet? Kann ich mit Online-Marketing Kunden gewinnen?
  • Komme ich mit der Technik zurecht? Welche technischen Hilfsmittel setze ich am besten ein? Kenne ich mich genug mit Computer und relevanter Anwendungssoftware aus?

Selbstverständlich können Sie eine eigene, individuelle Einteilung zu Ihrer Entscheidungssituation machen. Sie können zum Beispiel chronologisch oder inhaltlich unterteilen.

Ordnen Sie dann beim Blick auf diese Unterteilung spontan Ihr “Unwohlsein” bzw. das Gefühl, was Sie von dem Treffen Ihrer Entscheidung abhält, dem relevanten Bereich zu. Sobald Sie den Bereich herauskristallisiert haben, in dem Sie die meisten Unsicherheiten verspüren, untersuchen Sie nun genau dieses Thema:

  • Können Sie sich selbst in diesem Bereich weiterbilden, zum Beispiel über Kurse?
  • Können Sie den Bereich delegieren, zum Beispiel an Mitarbeiter?
  • Ist es möglich, diesen Bereich fremd zu vergeben?

Tipp: Die Dinge, die Ihr Kerngeschäft betreffen, sollten Sie selbst übernehmen. Es sollte Sie nachdenklich stimmen, wenn Sie Bereiche Ihres Kerngeschäftes delegieren oder fremdvergeben wollen: Vielleicht ist dann (im obigen Beispiel) die Geschäftsidee selbst für Sie nicht die Richtige – vielleicht stimmt dann die Strategie nicht.

Mutig Engpässe überwinden

Vielleicht kennen Sie die Engpass-Theorie: Ein Mangel-Faktor ist die Ursache für das Weiterkommen, das weitere Wachstum. Anschaulich zeigt sich dies beim Pflanzenwachstum: Fehlt der Pflanze ein Faktor, wie zum Beispiel Licht, kann sie sich nicht weiterentwickeln. Sobald ihr dieser Faktor zugeführt wird, blüht sie auf.

Übertragen auf Entscheidungssituationen bedeutet dies: Handeln Sie in den defizitären Bereichen, treffen Sie dort bevorzugt die anstehenden Entscheidungen, dann kommt insgesamt Ihr Geschäft voran. Das bedeutet, Mut zu haben und sich zu überwinden, denn das sind genau die Bereiche, in denen wir unsere Schwierigkeiten haben. Dieser Mut wird belohnt, und Sie erhalten zudem ein persönliches Erfolgserlebnis.

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viele gute und richtige Entscheidungen!

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