Nachdenkliche Frau als Symbol für die Sprüche zum Nachdenken

Besondere Sprüche zum Nachdenken

von Betina Graf

Nachdenkliche Frau als Symbol für die Sprüche zum Nachdenken
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Sprüche zum Nachdenken sind eine gute Gelegenheit, um in sich zu gehen, zu reflektieren und das Wesen der Dinge mit dem Geist zu erkunden. Im besonnenen Zwiegespräch mit uns selbst werden oft Zusammenhänge offenbar, die uns zuvor verborgen geblieben sind. Das Nachdenken gilt sogar seit dem Altertum unter dem Namen der Philosophie, der ‘Weisheitsliebe’, als akademische Disziplin. Zugleich ist es ein Zeichen von Reichtum, sich eine Auszeit zu nehmen und sich in die eigenen Gedanken vertiefen zu können: einerseits des materiellen Reichtums, denn die Armen können sich solche Muße nicht leisten; andererseits des geistigen Reichtums, denn fruchtvolles Nachdenken bedarf einer reichen Innenwelt.

Die folgenden Sprüche können Sie vielleicht zum Nachdenken anregen, Ihnen neue Ideen und Impulse geben oder Wegweiser für Sie sein, um sicher auf Ihrem persönlichen Lebensweg zu navigieren. Die Idee, Sprüche und Lebensweisheiten auf diese Weise zu nutzen, ist nicht neu. Viele religiöse Praktiken erinnern daran, angefangen bei innig studierten Bibelsprüchen bis hin zu den Mantras der fernöstlichen Mönche und Nonnen.

Nachdenken ist
ein Flügelschlag des Geistes –
es hebt uns in Höhen,
von denen aus wir
die Grenzen des Möglichen
neu definieren.

Betina Graf

Sprüche zum Nachdenken mit Bild

In der Stille des Nachdenkens entdecken wir wertvolle Einsichten und Wahrheiten unseres Lebens. Sprüche zum Nachdenken lassen uns Facetten der uns umgebenden Welt vielleicht einmal aus einer anderen, neuen Perspektive betrachten. Begleitet von Bildern, die die Kraft dieser Worte visuell einfangen, lassen sie uns einen Moment innehalten. Lassen Sie sich von den folgenden Sprüchen und den dazugehörigen Bildern inspirieren, um neue Perspektiven zu entdecken!

Spruch über das Nachdenken über die Zukunft

Wenn der Mensch
nicht über das nachdenkt,
was in ferner Zukunft liegt,
wird er das schon in naher
Zukunft bereuen!

Konfuzius

Spruch-ID: 2674

Es scheint, als sei dieser Spruch von Konfuzius, so alt er auch ist, heute aktueller denn je. Das wird insbesondere vor dem Hintergrund der sich allmählich entfaltenden Klimakatastrophe deutlich.

Als einziges Wesen auf dieser Welt besitzt der Mensch die Fähigkeit, intelligent und langfristig zu planen. Dieser Spruch berührt die Frage: ergibt sich aus dieser Fähigkeit nicht auch automatisch die Verpflichtung, es zu tun?


Spruch zum Thema Mode

Die Mode ist ein
ästhetisches Verbrechen.

Sie will nicht
das Endgültig-Gute,
das Endgültig-Schöne.

Sie will immer nur
etwas Neues.

Peter Altenberg

Spruch-ID: 3733

Hat sich das heutzutage nicht glücklicherweise geändert? Wir sind frei, uns einem vermeintlichen Modediktat zu beugen – oder mit der Mode oder unserer Kleidung das auszudrücken, was uns ausmacht, was unseren Menschentyp unterstreicht.


Spruch nachdenken

Zu viel nachdenken
ist wie Schaukeln:
Man ist beschäftigt,
aber man kommt nicht voran.

Unbekannt

Spruch-ID: 4673

 


Spruch über die Vergangenheit

Gewesenes
ist die Asche des Seins,
doch gelebter Frieden
kann die Erinnerung
wärmen.

Otmar Heusch

Spruch-ID:4757

 


Spruch zum Nachdenken über Trinkwasser

Wer die Wichtigkeit
von Trinkwasser ignoriert,
der schält einen Apfel,
um die Schale zu essen.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4758

 


Spruch zum Nachdenken über den Klimawandel

Die „Behandlung“
des Klimawandels
erinnert ein wenig
an den Einsatz von
Botox und Lifting.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4761

 


Spruch zum Nachdenken über den Missbrauch in der katholischen Kirche

Eine Vielzahl der „Bestimmenden“
der katholischen Kirche sind
insbesondere in der „Missbrauchshistorie“
weit weg von den Betroffenen
und somit weit weg von Gott.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4764

 


Moderner Spruch zum Nachdenken über Selbstbezogenheit

Selbstbezogenheit
und Selbstzentriertheit
wirken wie unerwünschte
Begleitvegetation im
Rosengarten.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4767

 


Spruch über das Selbst

In manchem „Selbst“
wird die erste Geige
oft von dem zweiten
„Ich“ gespielt.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4770

 


Zeitgenössischer Spruch zum Nachdenken von Otmar Heusch, mit Bild

Bitte

Schonungslos
sättigt sich
Vergangenheit an
unserer Zukunft
Jeder Tag
meißelt
am Relief
der Fassade
Einsicht
schrumpfe
unser maßloses
Verlangen

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4888

Dieses Gedicht ist wahrlich etwas zum Nachdenken, denn es lässt seinen Leser*innen viel Raum zur Interpretation. Das gilt umso mehr, wenn man auch den Titel, „Bitte“, bedenkt. Wer wird von wem gebeten, und um was? Eine mögliche Interpretation wäre, das Gedicht so zu interpretieren, dass es den Raubbau an der Natur durch die Industrialisierung und den dadurch verursachten Klimawandel anprangert.


Spruch über die heutige große Herausforderung

Humanitas

Die große Herausforderung in unserem gegenwärtigen Leben ist weder der eigene Erfolg, noch der Klimawandel; sondern das Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit.

Otmar Heusch

Spruch-ID: 4891

Stimmen Sie Otmar Heusch in diesem Gedanken zu? Was sehen Sie als größte Herausforderung der Gegenwart und nahen Zukunft an?

Das Streben nach einem „Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit“, wie Otmar Heusch es ausdrückt, ist wohl so alt wie unsere Zivilisation. Kriege und Konflikte gab es zu allen Zeiten, ebenso wie den Wunsch nach Frieden und Wohlstand für alle. Was sich allerdings im Lauf der Zeit geändert hat, ist die Art, wie Krieg und Frieden sich jeweils gestalten …


Gedicht zum Nachdenken über Tierzucht

Qual

Klein der Schädel, groß die Augen,
treten fast aus ihm heraus,
stierend, dumpf und kafkaesk.
Beine, die zum Lauf kaum taugen,
wilder Wolf sitzt nur im Haus;
ist das Leben, so grotesk?

And’re Jäger leiden anders,
völlig nackt und bloßgestellt
quält sie ihre eig’ne Haut.
Und man fragt in sich: Wer kann das
denn nicht sehen? Die ganze Welt
ist ohne Schnurrhaar ausgegraut.

Kindchenschema scheint zwar niedlich,
Taubheit aber ist es nicht,
und die ist fast “seriell”.
Manche Qual ist zwar nicht tödlich,
doch das gilt auch für Verzicht.
Wieso kümmert euch das Fell?

Sind denn Tiere für euch Leben?
Zucht ist fernab von Moral.
Warum ist das kontrovers?
Stets am Inzuchtstammbaum weben
führt doch nur zu noch mehr Qual.
Wieso seid ihr so pervers?

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5094

 

Dieses Gedicht über Qualzüchtungen bei Tieren prangert an, wie der Mensch sich zu einer Art Gott erhebt, um sich Tiere durch perpetuierte (In-)Zucht nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Gesundheit und Lebensqualität der Tiere sind dabei leider oft egal. Wer sich ein Haustier vom Züchter zulegen möchte, sollte vorher gründlich darüber nachdenken, ob er es wirklich nur lieben kann, wenn es einer bestimmten Rasse entspricht – und falls ja, weshalb das so ist. Sehen Sie das Tier als ein Lebewesen an oder als ein Statusobjekt?

Zucht verstärkt und vermehrt spontan auftretende Genmutationen bei Tieren durch ein bewusstes Herbeiführen von Inzucht durch den Menschen. Schon das ist höchst schädlich für die dadurch entstehenden Tiere, was sich an der Häufung von Erbkrankheiten bei reinrassigen Tieren und deren verhältnismäßig verkürzten Lebenserwartung zeigt. Wirklich pervers wird es allerdings, wenn die durch Zucht perpetuierten Mutationen eigentlich Behinderungen sind und das Leben der betroffenen Tiere einschränken. Dann spricht man von Qualzüchtungen oder Qualzucht. Das betrifft unter anderem den verkürzten Schädel und damit einhergehenden Atemprobleme von Möpsen und anderen Hunderassen, die viel zu kurzen Beine von Dackeln und Corgis, Nacktkatzen (welche extrem empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren, regelmäßig gebadet werden müssen, weil sie ihre Haut, die weiterhin Talg für ein Fell produziert, nicht alleine pflegen können, und die keine oder gekräuselte Schnurrhaare haben, was bei Katzen einem fehlenden Sinn gleichkommt – ähnlich Blindheit), Dumbo-Ratten, die durch die Schädel-Deformation fast immer schwerhörig oder taub sind, und Merle-Züchtungen (helles Fell und helle Augen), die genetisch an Taubheit gekoppelt sind.


Aktuelles politisches Gedicht zum Nachdenken:

Blitz

Es tobt ein Sturm durch die Welt.
Er reißt mit Gier an den Dächern.
Verwüstet Europas goldenes Feld
und kündet von strahlenden Rächern.

In Dürre liegt seit Jahren das Land.
Es brüllt, wo Funken es schlagen.
Braust bald noch ein weiterer Weltenbrand
und frisst alle anderen Klagen?

Der Sturm zerrt an allen Nerven.
Wie Zunder knistert das Feld.
Ich höre sie heute beim Säbelschärfen
und ahne das Ende der Welt.

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5095

Der Angriffskrieg auf die Ukraine begann am 24.02.2022, dem Tag, an dem auch dieses Gedicht entstand. Als sekundäres Thema spricht es den Klimawandel und die durch ihn bedingte immer ernster werdende Dürre an. Die Ukraine ist als „Kornkammer Europas“ maßgeblich für die internationale Nahrungsmittelversorgung.


8 Milliarden-Menschen: Gedicht über Überbevölkerung

8 000 000 000

Alle Herzen, alle Seelen, alle Menschen, groß und klein,
sehnen sich auf dieser Erde danach, auch jemand zu sein.
Stetig strebend, kämpfend, rennend, gegen and’re auf der Hatz,
sucht in hoffnungsvoller Dummheit jeder nach dem eig’nen Platz.

Sieht denn niemand, dass auf Erden keine Masse ist wie wir?
Acht Milliarden leben, hoffen, sterben und verwesen hier.
Und am Ende ist es immer doch wieder das gleiche Leid:
Was für uns die Welt bedeutet, das stirbt auch bald und nichts bleibt.

Hätte es mich nie gegeben, hätte niemand was verloren.
Sinn hat dieses Leben nicht, doch ich wurde halt geboren.
Aus dem Nichts entstamme ich, und ins Nichts geh ich zurück.

“Träume nicht dein Leben” heißt es, doch was kann ich and’res machen?
Wenigstens in Träumen kann ich jemand sein, wenn nicht im Wachen.
Nur in Träumen fühl ich mich lebendig. Leben, welch ein Glück …

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5096

 

Die Weltbevölkerung wächst seit ca. 1800 extrem, nachdem sie die ganze vorherige Menschheitsgeschichte hindurch unter einer halben Milliarde betrug. Bedingt ist dieses extreme Wachstum möglicherweise durch den Beginn der Industrialisierung und die Entdeckung des Penicillins 1928. Im Jahr 2022 machen Menschen und die von ihnen gehaltenen Nutztiere 96 % aller Landsäugetiere aus; nur noch 4 % entfallen auf Wildbestände.


Gedicht von Leonie Ranly: Das Fenster

Das Fenster

Kaltes kleines Fenster
Digitales Sein
Alle nur Gespenster
Konsequent am Schreien

Manche schreien nach Liebe
Andere schreien vor Schmerz
Hier im Land der Triebe
Und der 60 Hertz

Stimm mit ein und schreie
Schau zum Fenster rein
Es macht keinen Unterschied
Und wird dich nicht befreien

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5101

 


Gedicht: ich wünschte nicht, ich wär ein Huhn

Ich wünschte nicht, ich wär ein Huhn.
Ich quälte Eier aus mir raus,
erfüllt sein müsst’ die Quote,
tagaus, tagein, tagein, tagaus
trät’ ich auf Hühnertote.
Vom Mensch gemacht für Fleisch und Ei,
der Eierstock entzündet,
nur fettes Fleisch und schneller Wuchs
wär, was mein Sein begründet.
Ich säh nie Sonne oder Grün,
bloß Käfigstab und Tod.
Dann sägte man den Kopf mir ab
und fräße mich mit Brot.

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5103

 


Gedicht Hellscape von Leonie Ranly

Hellscape

Mit Zunderhitze lodern Feuermeere
und trocknen selbst den letzten Tropfen aus.
Die Massen fliehen blindlings in die Leere,
Momente später lodern Hof und Haus.

Ein brennend schwarzer Qualm verteert die Lungen,
das ist der Zinsenpreis, den wir nun zahlen.
Bis jedes Leben kochend ausgewrungen,
wird dieses Gift in allen Körpern mahlen.

Für Schuld gibt es der Höllenfeuer Strafe,
die ewige Verdammnis und die Qual.
Ein Hirngespinst ist Gottes Himmelsharfe –
doch diese Welt höchstselbst ist Satans Saal.

War es das wert?, beginnen wir zu fragen,
nun, wo der Brand uns Haut und Hirne beizt.
Wir sterben, wo einst goldene Städte lagen
und Satan lachend seine Flügel spreizt.

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5115

 

Der Titel des Gedichts, hellscape, stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie ‚Hölle, Ort des Grauens, Schreckensort‘ (vgl. engl. landscape ‚Landschaft‘). Die letzte Zeile ist eine Anlehnung an die Lyrics des Songs „War Pigs“ von Black Sabbath: and satan laughing spreads his wings.


Spruch zum Nachdenken: das (un)ewige Eis

Das (un)ewige Eis

Wo einst das Eis sich haushoch türmte,
wo kalter Geister Atem stürmte,
wo Weiß hat niemals tauen sollen,
sind hundertdreißig Mann verschollen.

Sie zogen aus – es war vermessen –
um allen zu beweisen, wessen
die nördlichste Passage wär’.
Die Schiffe holte sich das Meer.

Die Männer holte sich das Eis.
Ihr letztes Schicksal kalt und weiß
und hungrig kehrten sie nie wieder.
Der Tod fror ihnen durch die Glieder.

Was würden sie wohl heute sprechen,
sähen sie die Schollen schmelzend brechen?

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5116

Mit zwei Schiffen (HMS Erebus und HMS Terror) und rund 130 Mann brach 1845 die sogenannte Franklin-Expedition: unter dem Kommando von Sir John Franklin in die Arktis auf. Ziel war die Kartografierung der berüchtigten Nordwestpassage, wobei der damaligen Strategie der Arktisforschung folgend mehrere Winter festgefroren im Eis verbracht werden sollten. Keiner der Männer kehrte je zurück, wozu wohl mehrere ungewöhnlich kalte Sommer ohne Eisschmelze, qualitativ minderwertige Vorräte und die extreme Mannschaftsgröße beitrugen. Das scheinbar spurlose Verschwinden der Expedition löste eine Welle von Suchaktionen aus, die herausfanden, dass die Männer nach dem Tod Sir Johns die Schiffe verließen und ihr Glück zu Fuß über Land und Packeis versuchten. Die Wracks der beiden Schiffe wurden in den 2010er-Jahren entdeckt.


Gedicht zum Nachdenken: das Lied der Embryonen

Das Lied der Embryonen

Wir singen nicht.
Wir fühlen keinen Schmerz.
Ins Auge fällt uns Schummerlicht und leis’ schlägt unser Herz,
doch das galt auch für jeden Wurm, den achtlos du zerdrückt.
Zu sagen, dass wir Menschen seien, ist schon etwas verrückt.

Wir beten nicht.
Wir glauben nicht an Gott.
Und spräche er uns doch Gericht, sein Urteil fiele flott:
wer nie geboren und gelebt, begeht auch niemals Sünde.
In seiner Liebe schenkte er uns aller Himmel Pfründe.

Wir denken nicht.
Wir kennen noch kein Leid.
Wie jeder, dessen Auge bricht, sind wir davon befreit.
Wovon? Von aller Lebensqual, vom Hunger und vom Tod.
Wir kennen Pein und Kummer nicht, nicht Elend und nicht Not.

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5123

Im Mai 2022 entschied sich der Oberste Gerichtshof der USA dazu, US-Bundesstaaten die Illegalisierung von Abtreibungen wieder erlauben zu wollen. Eine Illegalisierung von Abtreibungen schränkt nicht nur die feministische Selbstbestimmung über den eigenen Körper ein – ein Menschenrecht! – sondern führt in vielen Fällen auch zu gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod für die Schwangere. Auch in Deutschland sind Abtreibungen noch immer offiziell illegal und werden lediglich unter bestimmten Bedingungen geduldet. Diese Moralisierung geht gegen die Natur: die Hälfte aller Schwangerschaften endet mit einer Fehlgeburt (also einer natürlichen Abtreibung durch den Körper selbst), oft schon in den ersten Tagen oder Wochen der Schwangerschaft.


Ballade: Noah und die neue Sintflut

Noah und die neue Sintflut

Vielleicht gab sie ihm diesen einen Namen
ja in Erwartung dessen, was da kam;
ein Echo jenes biblischen Infamen,
von damals, als die Flut die Menschheit nahm.

In der Geschichte baute jener andre
ein Riesenschiff, das Arche ward genannt –
dass, wenn der Fluss dereinst nicht mehr mäandre,
er jedes Tier könnt’ retten, das an Land.

Die Story war natürlich recht fantastisch,
unrealistisch und zu fromm für ihn.
Und doch: die Parallelen waren drastisch –
wenn dieses Mal auch mitten in Berlin.

Ob seine Mama wohl so etwas ahnte,
als sie ihm diesen Modenamen gab?
Es hieß, dass man einander lange mahnte,
Jahrzehnte vor dem letzten nassen Grab.

Die Bibel wusste nichts von Klimakrise;
er las es nach, denn eine war an Bord.
Wie zufällig lag sie auf einer Fliese
an jenem Gartenpool in Pankow-Nord.

Laut Bibel war das Wasser Gottes Wille,
weil Menschen voller Hybris ihn verschmäht.
Nach hundertfünfzig Tagen herrschte Stille,
soweit der Arche Augen auch gespäht.

Doch Noah glaubte nicht so recht an Sünde.
Er glaubte nicht an Archen oder Gott.
Er glaubte, es gab sehr konkrete Gründe
für diese Flut aus Wasser und aus Schrott.

Und ihm war dieser Gott auch nicht erschienen;
er war zur rechten Zeit am rechten Ort.
Im Garten seiner wohlhabenden Cousinen
sah er den leeren Gartenpool sofort.

Zum Glück war dieses blaue Ding aus Plastik
und trug ihn ziemlich sicher durch die Flut.
Er griff sich den besagten Schmöker hastig,
und Tiere, weil man sowas eben tut.

Mit ihm in Boot war’n Nachbars braune Hennen
und außerdem ein noch recht junger Hahn.
Am Boden sah er Lasko friedlich pennen –
der Hund sprang brav zu Herrchen in den Kahn.

Dann waren da noch der Cousinen Katzen,
schon etwas älter, träge und kastriert.
Und auf der Reling landeten stets Spatzen,
doch die blieben vom Rest meist separiert.

Bevor die Hochhausdächer ganz versanken,
fing er sich in der Flut acht Tüten Chips.
Er überlegte, Gott dafür zu danken,
doch kescherte dann lieber Erdnussflips.

Die Sonne schien voll Rache auf ihn nieder
und schnell wurden die Tage viel zu lang.
Der Sonnenschein verbrannte ihm die Glieder,
als er vor Langeweile lauthals sang.

Er war der neue Noah, keine Frage,
das dachte er sich oft, als er so trieb.
Jedoch war jene Sintflut eine Sage,
und ihm wär’ doch ein Rettungsteam ganz lieb.

Doch außer ihm und seiner Handvoll Tiere
blieb alles stumm und nass im Abendrot.
Er trank von ihm gefischte Dosenbiere
und wartete jetzt nur noch auf den Tod.

Und dann, nach vierzig sorgenvollen Tagen,
flog eine Taube übern Horizont.
Sie schien ein grünes Zweiglein herzutragen …
Er hätte laut gelacht, hätt’ er gekonnt.

Leonie Ranly

Spruch-ID: 5125

Mäander sind Flussschlingen, die sich bilden können, wenn Flüsse relativ „sanft“ fließen und sich an die Landschaft anpassen, statt sie mit der Gewalt von stömendem Wasser zu formen.


Sprüche zum Nachdenken, hier Waldbrand und Katze

Alles für die Katz?

Der Wald schleicht sich auf leisen Pfoten.
Er stirbt und sagt uns Lebewohl.
Die Vögel sind schon fortgeflogen.
Der Brandmann schützt des Menschen Wohl.

Winde jagen durchs Baumgeäst,
Zweige knarren und knacken.
Die Bäume geben sich trotzig, fest,
spüren die Flammen im Nacken.

Eine Eiche ist noch heil geblieben.
Hoch im Wipfel kauert ´ne Katz.
Die Angst hat sie nach oben getrieben.
Das Tier findet kaum noch Platz.

Die Katze jagte, keine Frage,
einem Eichhörnchen hinterher.
Es geht nicht runter, welch Blamage:
“Ich seh den Boden nimmermehr!”

Ein Brandmann klettert hoch, den Stamm,
hat ein Steigeisen mit dabei.
Die Katz schaut hinunter, wie im Bann.
Er holt das Tier. Gleich ist es frei.
Sie haut ab: “Mann o Mann!”

Olaf Lüken

 

Spruch-ID: 5196


Besondere Sprüche zum Nachdenken, die nicht fehlen dürfen

Bei den folgenden Sprüchen und Zitaten geht es um das Nachdenken an sich:

  • „Stark sein bedeutet, fühlen zu können.“ (Fernando Pessoa)
  • „Es ist besser, sich von Zweifeln beunruhigen zu lassen, als lange im Irrtum zu verweilen.“ (Alessandro Manzoni)
  • „Sei dir dessen bewusst, dass dich derjenige nicht verletzen kann, der dich beschimpft oder schlägt; es ist vielmehr deine Meinung, dass diese Leute dich verletzen. Wenn dich also jemand reizt, dann wisse, dass es deine eigene Auffassung ist, die dich gereizt hat. Deshalb versuche vor allem, dich von deinem ersten Eindruck nicht hinreißen zu lassen. Denn wenn du dir Zeit zum Nachdenken nimmst, dann wirst du die Dinge leichter in den Griff bekommen. “ (Epiktet)
  • „Die kürzesten Wörter, nämlich Ja und Nein, erfordern das meiste Nachdenken.“ (Pythagoras)
  • „Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast. Afrikanische Weisheit“ (Volksweisheit / Volksgut)

FAQ zum Thema Nachdenken

Was bringt einen Menschen zum Nachdenken?

Die meisten Menschen werden nachdenklich, wenn etwas geschieht, das sie nicht in ihr bestehendes Weltbild einordnen können. Jeder Mensch lernt von klein auf durch die Eltern, die Schule und die Reaktionen und Erklärungen von Menschen um ihn herum eine bestimmte Weltordnung kennen. Neues Wissen wird in dieses System eingeordnet. Manchmal lernen oder erfahren wir jedoch etwas, das nicht in dieses Ordnungssystem hineinpasst oder ihm widerspricht. Dann sind wir gezwungen, unser Weltbild zu verändern und zumindest teilweise neu zu organisieren. Das bezeichnet man oft als „jemanden zum Nachdenken bringen“.

Wie kann ich mit dem aktuellen Zeitgeschehen umgehen?

Mit der zunehmenden Vernetzung der Welt nimmt auch die Fülle an Nachrichten, mit denen wir jeden Tag konfrontiert werden, immer weiter zu. Die meisten dieser Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Das belastet manche Menschen psychisch sehr stark.

Es kann helfen, die Fülle der Nachrichten gezielt zu limitieren und bewusst nur eine Auswahl der wichtigsten Nachrichten zu konsumieren. Geeignet sind dazu beispielsweise Formate wie die Tagesschau: man kann täglich eine Viertelstunde investieren und die Tagesschau ansehen, statt sich stundenlang durch diverse Zeitungen, Websites und Newsfeeds zu wühlen.

Ein komplettes Ignorieren von Nachrichten ist nicht zu empfehlen. Geschehnisse, über die in den Nachrichten berichtet wird, haben auch Einfluss auf das Individuum. Nachrichten zu ignorieren lässt sie nicht verschwinden, er verhindert lediglich, dass man adäquat auf Veränderungen reagieren kann.

Ist es sinnvoll, dem Nachdenken Grenzen zu setzen?

Zu viele Gedanken können quälend sein, den Schlaf rauben und die Seele belasten. Viele Menschen haben Probleme, ihren Kopf „abzuschalten“ und das Leben zu genießen. An sich ist Nachdenken keine schlechte, sondern eine sehr positive Sache, doch wenn das Nachdenken Überhand nimmt und belastend wird, sollte man versuchen, sich davon zu lösen. Mögliche Strategien dafür sind beispielsweise das bewusste Aufschreiben der Gedanken, um sie aus dem Kopf zu bekommen, oder das Gespräch mit einem guten Zuhörer beziehungsweise einer guten Zuhörerin. Auch Entspannungstechniken und Meditation können dabei helfen, die Grübeleien einzudämmen.


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