Schöne Sprüche, liebe Grüße und Glückwünsche Herzgrüße
Herzgrüße
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Betina Graf Über uns
Sprüche zum Nachdenken

Sprüche zum Nachdenken

Sprüche zum Nachdenken sind eine gute Gelegenheit, um in sich zu gehen, zu reflektieren und das Wesen der Dinge mit dem Geist zu erkunden. Im besonnenen Zwiegespräch mit uns selbst werden oft Zusammenhänge offenbar, die uns zuvor verborgen geblieben sind. Das Nachdenken gilt sogar seit dem Altertum unter dem Namen der Philosophie, der ‘Weisheitsliebe’, als akademische Disziplin. Zugleich ist es ein Zeichen von Reichtum, sich eine Auszeit zu nehmen und sich in die eigenen Gedanken vertiefen zu können: einerseits des materiellen Reichtums, denn die Armen können sich solche Muße nicht leisten; andererseits des geistigen Reichtums, denn fruchtvolles Nachdenken bedarf einer reichen Innenwelt.

Wir, das Viabilia-Team, stellen uns gerne vor, dass unsere Sprüche Sie zum Nachdenken anregen, Ihnen neue Ideen und Impulse geben oder Wegweiser für Sie sind, um sicher auf Ihrem persönlichen Lebensweg zu navigieren. Die Idee, Sprüche und Lebensweisheiten auf diese Weise zu nutzen, ist nicht neu. Viele religiöse Praktiken erinnern daran, angefangen bei innig studierten Bibelsprüchen bis hin zu den Mantras der fernöstlichen Mönche und Nonnen. Damit Sie auf Ihrer eigenen Gedankenreise auch dort ankommen, wo Sie ankommen wollen (sofern Sie sich nicht einfach nur treiben lassen wollen), finden Sie im Folgenden nochmals eine Aufschlüsselung unserer Sprüche zum Nachdenken in einzelne Unterkategorien:

Schöne Sprüche, über die sich Nachdenken lohnt

gelber Blitz (Nahaufnahme vor schwarzem Himmel)

Blitz

Es tobt ein Sturm durch die Welt.
Er reißt mit Gier an den Dächern.
Verwüstet Europas goldenes Feld
und kündet von strahlenden Rächern.

In Dürre liegt seit Jahren das Land.
Es brüllt, wo Funken es schlagen.
Braust bald noch ein weiterer Weltenbrand
und frisst alle anderen Klagen?

Der Sturm zerrt an allen Nerven.
Wie Zunder knistert das Feld.
Ich höre sie heute beim Säbelschärfen
und ahne das Ende der Welt.

Leonie Ranly

Der Angriffskrieg auf die Ukraine begann am 24.02.2022, dem Tag, an dem auch dieses Gedicht entstand. Als sekundäres Thema spricht es den Klimawandel und die durch ihn bedingte immer ernster werdende Dürre an. Die Ukraine ist als “Kornkammer Europas” maßgeblich für die internationale Nahrungsmittelversorgung.

Politisches Gedicht über die Situation der Ukraine 5095
Spruch zum Nachdenken über Väterchen Zeit

Väterchen Zeit

Die Zeit ist ein penibler Begleiter,
lässt sich nicht umstimmen,
weicht nicht aus,
geht kein bisschen vor
oder gar zurück.
Trotte nicht in Furcht nebenher.
Jeder Schritt ist wertvoll,
egal wie kurz oder
mühsam er ist.

Ines Braun
Spruch zum Nachdenken über die Zeit 5029
Spruch zum Nachdenken über die Zukunft

Wenn der Mensch
nicht über das nachdenkt,
was in ferner Zukunft liegt,
wird er das schon in naher
Zukunft bereuen!

Konfuzius

Es scheint, als sei dieser Spruch von Konfuzius, so alt er auch ist, heute aktueller denn je. Das wird insbesondere vor dem Hintergrund der sich allmählich entfaltenden Klimakatastrophe deutlich.

Spruch zum Nachdenken über die Zukunft 2674
Kirche unter Wasser als Symbol für Sprüche zum Nachdenken über die Kirche und den Missbrauch

Eine Vielzahl der „Bestimmenden“
der katholischen Kirche sind
insbesondere in der „Missbrauchshistorie“
weit weg von den Betroffenen
und somit weit weg von Gott.

Otmar Heusch
Spruch 4764
Nahaufnahme: traurig aussehender Mops in schwarz-weiß

Qual

Klein der Schädel, groß die Augen,
treten fast aus ihm heraus,
stierend, dumpf und kafkaesk.
Beine, die zum Lauf kaum taugen,
wilder Wolf sitzt nur im Haus;
ist das Leben, so grotesk?

And’re Jäger leiden anders,
völlig nackt und bloßgestellt
quält sie ihre eig’ne Haut.
Und man fragt in sich: Wer kann das
denn nicht sehen? Die ganze Welt
ist ohne Schnurrhaar ausgegraut.

Kindchenschema scheint zwar niedlich,
Taubheit aber ist es nicht,
und die ist fast “seriell”.
Manche Qual ist zwar nicht tödlich,
doch das gilt auch für Verzicht.
Wieso kümmert euch das Fell?

Sind denn Tiere für euch Leben?
Zucht ist fernab von Moral.
Warum ist das kontrovers?
Stets am Inzuchtstammbaum weben
führt doch nur zu noch mehr Qual.
Wieso seid ihr so pervers?

Leonie Ranly

Dieses Gedicht über Qualzüchtungen bei Tieren prangert an, wie der Mensch sich zu einer Art Gott erhebt, um sich Tiere durch perpetuierte (In-)Zucht nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Gesundheit und Lebensqualität der Tiere sind dabei leider oft egal. Wer sich ein Haustier vom Züchter zulegen möchte, sollte vorher gründlich darüber nachdenken, ob er es wirklich nur lieben kann, wenn es einer bestimmten Rasse entspricht – und falls ja, weshalb das so ist. Sehen Sie das Tier als ein Lebewesen an oder als ein Statusobjekt?

Wie an vielen anderen Stellen auf Viabilia möchten wir Ihnen nahelegen, ein Tier aus dem örtlichen Tierheim zu adoptieren – schließlich haben auch diese Tiere ein liebevolles Zuhause verdient.

Spruch 5094
voller Zug, Blick den Mittelgang entlang (schwarz-weiß)

8 000 000 000

Alle Herzen, alle Seelen, alle Menschen, groß und klein,
sehnen sich auf dieser Erde danach, auch jemand zu sein.
Stetig strebend, kämpfend, rennend, gegen and’re auf der Hatz,
sucht in hoffnungsvoller Dummheit jeder nach dem eig’nen Platz.

Sieht denn niemand, dass auf Erden keine Masse ist wie wir?
Acht Milliarden leben, hoffen, sterben und verwesen hier.
Und am Ende ist es immer doch wieder das gleiche Leid:
Was für uns die Welt bedeutet, das stirbt auch bald und nichts bleibt.

Hätte es mich nie gegeben, hätte niemand was verloren.
Sinn hat dieses Leben nicht, doch ich wurde halt geboren.
Aus dem Nichts entstamme ich, und ins Nichts geh ich zurück.

“Träume nicht dein Leben” heißt es, doch was kann ich and’res machen?
Wenigstens in Träumen kann ich jemand sein, wenn nicht im Wachen.
Nur in Träumen fühl ich mich lebendig. Leben, welch ein Glück …

Leonie Ranly

Die Weltbevölkerung wächst seit ca. 1800 extrem, nachdem sie die ganze vorherige Menschheitsgeschichte hindurch unter einer halben Milliarde betrug. Bedingt ist dieses extreme Wachstum möglicherweise durch den Beginn der Industrialisierung und die Entdeckung des Penicillins 1928. Im Jahr 2022 machen Menschen und die von ihnen gehaltenen Nutztiere 96 % aller Landsäugetiere aus; nur noch 4 % entfallen auf Wildbestände.

Sonett über Überbevölkerung 5096
Spruch zum Nachdenken, zum Beispiel über Müll und Plastikabfall-Berge

Bitte

Schonungslos
sättigt sich
Vergangenheit an
unserer Zukunft
Jeder Tag
meißelt
am Relief
der Fassade
Einsicht
schrumpfe
unser maßloses
Verlangen

Otmar Heusch

Dieses Gedicht ist wahrlich etwas zum Nachdenken, denn es lässt seinen Leser:innen viel Raum zur Interpretation. Das gilt umso mehr, wenn man auch den Titel, “Bitte”, bedenkt. Wer wird von wem gebeten, und um was? Eine mögliche Interpretation wäre, das Gedicht so zu interpretieren, dass es den Raubbau an der Natur durch die Industrialisierung und den dadurch verursachten Klimawandel anprangert.

Spruch 4888
Vergleich mit Apfel, den man schält

Wer die Wichtigkeit
von Trinkwasser ignoriert,
der schält einen Apfel,
um die Schale zu essen.

Otmar Heusch
Spruch 4758
Spruch zum Nachdenken über das Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit

Humanitas

Die große Herausforderung
in unserem gegenwärtigen Leben
ist weder der eigene Erfolg,
noch der Klimawandel;

sondern das Miteinander
in Frieden und Gerechtigkeit.

Otmar Heusch

Stimmen Sie Otmar Heusch in diesem Gedanken zu? Was sehen Sie als größte Herausforderung der Gegenwart und nahen Zukunft an?

Spruch 4891

Die kürzesten Wörter,
nämlich Ja und Nein,
erfordern das meiste
Nachdenken.

Pythagoras
Spruch 2827
Gezeichnete Frau, die modisch schön gekleidet ist

Die Mode ist ein
ästhetisches Verbrechen.

Sie will nicht
das Endgültig-Gute,
das Endgültig-Schöne.

Sie will immer nur
etwas Neues.

Peter Altenberg

Hat sich das heutzutage nicht glücklicherweise geändert? Wir sind frei, uns einem vermeintlichen Modediktat zu beugen – oder mit der Mode oder unserer Kleidung das auszudrücken, was uns ausmacht, was unseren Menschentyp unterstreicht.

Spruch zum Nachdenken über Mode 3733
Frau auf Schaukel über dem Meer

Zu viel nachdenken
ist wie Schaukeln:
Man ist beschäftigt,
aber man kommt nicht voran.

Unbekannt
Spruch 4673
Spruch zum Nachdenken - Gewesenes als Asche des Seins

Gewesenes

ist die Asche des Seins,
doch gelebter Frieden
kann die Erinnerung
wärmen.

Otmar Heusch
Spruch 4757
Gletscher als Symbol für Klimawandel

Die „Behandlung“
des Klimawandels
erinnert ein wenig
an den Einsatz von
Botox und Lifting.

Otmar Heusch
Spruch 4761
Spruch zum Nachdenken über Selbstbezogenheit

Selbstbezogenheit
und Selbstzentriertheit
wirken wie unerwünschte
Begleitvegetation im
Rosengarten.

Otmar Heusch
Spruch 4767
Spruch zum Nachdenken über das

In manchem „Selbst“
wird die erste Geige
oft von dem zweiten
„Ich“ gespielt.

Otmar Heusch
Spruch 4770

Es ist besser,
das zu überschlafen,
was du zu tun beabsichtigst,
als dich von dem wach
halten zu lassen,
was du getan hast.

Afrikanische Weisheit

Volksweisheit / Volksgut

Diese Weisheit aus Afrika macht deutlich, dass Grübeln über Vergangenes zu wenig führt. Sich zu viel mit der Zukunft zu beschäftigen, führt allerdings auch zu zu viel Grübeln ;)

Spruch 4974

Sei dir dessen bewusst,
dass dich derjenige nicht verletzen kann,
der dich beschimpft oder schlägt;
es ist vielmehr deine Meinung,
dass diese Leute dich verletzen.

Wenn dich also jemand reizt, dann wisse,
dass es deine eigene Auffassung ist,
die dich gereizt hat.

Deshalb versuche vor allem,
dich von deinem ersten Eindruck
nicht hinreißen zu lassen.

Denn wenn du dir Zeit zum Nachdenken nimmst,
dann wirst du die Dinge leichter in den Griff bekommen.

Epiktet
Spruch 1267
unendlich wirkende Fensterfront (schwarz-weiß)

Das Fenster

Kaltes kleines Fenster
Digitales Sein
Alle nur Gespenster
Konsequent am Schreien

Manche schreien nach Liebe
Andere schreien vor Schmerz
Hier im Land der Triebe
Und der 60 Hertz

Stimm mit ein und schreie
Schau zum Fenster rein
Es macht keinen Unterschied
Und wird dich nicht befreien

Leonie Ranly
Gedicht zur Social Media Kritik 5101
Lagerhaus bzw. Schlachthaus vor bewölktem Himmel

Ich wünschte nicht, ich wär ein Huhn.
Ich quälte Eier aus mir raus,
erfüllt sein müsst’ die Quote,
tagaus, tagein, tagein, tagaus
trät’ ich auf Hühnertote.
Vom Mensch gemacht für Fleisch und Ei,
der Eierstock entzündet,
nur fettes Fleisch und schneller Wuchs
wär, was mein Sein begründet.
Ich säh nie Sonne oder Grün,
bloß Käfigstab und Tod.
Dann sägte man den Kopf mir ab
und fräße mich mit Brot.

Leonie Ranly
Gedicht zur Massentierhaltung 5103
Sensenmann-ähnliche Figur bekämpft eine Feuersbrunst

Hellscape

Mit Zunderhitze lodern Feuermeere
und trocknen selbst den letzten Tropfen aus.
Die Massen fliehen blindlings in die Leere,
Momente später lodern Hof und Haus.

Ein brennend schwarzer Qualm verteert die Lungen,
das ist der Zinsenpreis, den wir nun zahlen.
Bis jedes Leben kochend ausgewrungen,
wird dieses Gift in allen Körpern mahlen.

Für Schuld gibt es der Höllenfeuer Strafe,
die ewige Verdammnis und die Qual.
Ein Hirngespinst ist Gottes Himmelsharfe –
doch diese Welt höchstselbst ist Satans Saal.

War es das wert?, beginnen wir zu fragen,
nun, wo der Brand uns Haut und Hirne beizt.
Wir sterben, wo einst goldene Städte lagen
und Satan lachend seine Flügel spreizt.

Leonie Ranly

Der Titel des Gedichts, hellscape, stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie ‘Hölle, Ort des Grauens, Schreckensort’ (vgl. engl. landscape ‘Landschaft’). Die letzte Zeile ist eine Anlehnung an die Lyrics des Songs “War Pigs” von Black Sabbath: and satan laughing spreads his wings.

Spruch 5115
Arktis-Gletscher im Nebel

Das (un)ewige Eis

Wo einst das Eis sich haushoch türmte,
wo kalter Geister Atem stürmte,
wo Weiß hat niemals tauen sollen,
sind hundertdreißig Mann verschollen.

Sie zogen aus – es war vermessen –
um allen zu beweisen, wessen
die nördlichste Passage wär’.
Die Schiffe holte sich das Meer.

Die Männer holte sich das Eis.
Ihr letztes Schicksal kalt und weiß
und hungrig kehrten sie nie wieder.
Der Tod fror ihnen durch die Glieder.

Was würden sie wohl heute sprechen,
sähen sie die Schollen schmelzend brechen?

Leonie Ranly

Mit zwei Schiffen (HMS Erebus und HMS Terror) und rund 130 Mann brach 1845 die sogenannte Franklin-Expedition unter dem Kommando von Sir John Franklin in die Arktis auf. Ziel war die Kartografierung der berüchtigten Nordwestpassage, wobei der damaligen Strategie der Arktisforschung folgend mehrere Winter festgefroren im Eis verbracht werden sollten. Keiner der Männer kehrte je zurück, wozu wohl mehrere ungewöhnlich kalte Sommer ohne Eisschmelze, qualitativ minderwertige Vorräte und die extreme Mannschaftsgröße beitrugen. Das scheinbar spurlose Verschwinden der Expedition löste eine Welle von Suchaktionen aus, die herausfanden, dass die Männer nach dem Tod Sir Johns die Schiffe verließen und ihr Glück zu Fuß über Land und Packeis versuchten. Die Wracks der beiden Schiffe wurden in den 2010er-Jahren entdeckt.

Sonett im englischen Stil 5116
Embryo in Fruchtblase und mit Nabelschnur (schematische Darstellung)

Das Lied der Embryonen

Wir singen nicht.
Wir fühlen keinen Schmerz.
Ins Auge fällt uns Schummerlicht und leis’ schlägt unser Herz,
doch das galt auch für jeden Wurm, den achtlos du zerdrückt.
Zu sagen, dass wir Menschen seien, ist schon etwas verrückt.

Wir beten nicht.
Wir glauben nicht an Gott.
Und spräche er uns doch Gericht, sein Urteil fiele flott:
wer nie geboren und gelebt, begeht auch niemals Sünde.
In seiner Liebe schenkte er uns aller Himmel Pfründe.

Wir denken nicht.
Wir kennen noch kein Leid.
Wie jeder, dessen Auge bricht, sind wir davon befreit.
Wovon? Von aller Lebensqual, vom Hunger und vom Tod.
Wir kennen Pein und Kummer nicht, nicht Elend und nicht Not.

Leonie Ranly

Im Mai 2022 entschied sich der Oberste Gerichtshof der USA dazu, US-Bundesstaaten die Illegalisierung von Abtreibungen wieder erlauben zu wollen. Eine Illegalisierung von Abtreibungen schränkt nicht nur die feministische Selbstbestimmung über den eigenen Körper ein – ein Menschenrecht! – sondern führt in vielen Fällen auch zu gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod für die Schwangere. Auch in Deutschland sind Abtreibungen noch immer offiziell illegal und werden lediglich unter bestimmten Bedingungen geduldet. Diese Moralisierung geht gegen die Natur: die Hälfte aller Schwangerschaften endet mit einer Fehlgeburt (also einer natürlichen Abtreibung durch den Körper selbst), oft schon in den ersten Tagen oder Wochen der Schwangerschaft.

Gedicht zum Zeitgeschehen 5123
Wasserfläche, aus der zwei Kirchtürme ragen und über die ein Vogel fliegt

Noah und die neue Sintflut

Vielleicht gab sie ihm diesen einen Namen
ja in Erwartung dessen, was da kam;
ein Echo jenes biblischen Infamen,
von damals, als die Flut die Menschheit nahm.

In der Geschichte baute jener andre
ein Riesenschiff, das Arche ward genannt –
dass, wenn der Fluss dereinst nicht mehr mäandre,
er jedes Tier könnt’ retten, das an Land.

Die Story war natürlich recht fantastisch,
unrealistisch und zu fromm für ihn.
Und doch: die Parallelen waren drastisch –
wenn dieses Mal auch mitten in Berlin.

Ob seine Mama wohl so etwas ahnte,
als sie ihm diesen Modenamen gab?
Es hieß, dass man einander lange mahnte,
Jahrzehnte vor dem letzten nassen Grab.

Die Bibel wusste nichts von Klimakrise;
er las es nach, denn eine war an Bord.
Wie zufällig lag sie auf einer Fliese
an jenem Gartenpool in Pankow-Nord.

Laut Bibel war das Wasser Gottes Wille,
weil Menschen voller Hybris ihn verschmäht.
Nach hundertfünfzig Tagen herrschte Stille,
soweit der Arche Augen auch gespäht.

Doch Noah glaubte nicht so recht an Sünde.
Er glaubte nicht an Archen oder Gott.
Er glaubte, es gab sehr konkrete Gründe
für diese Flut aus Wasser und aus Schrott.

Und ihm war dieser Gott auch nicht erschienen;
er war zur rechten Zeit am rechten Ort.
Im Garten seiner wohlhabenden Cousinen
sah er den leeren Gartenpool sofort.

Zum Glück war dieses blaue Ding aus Plastik
und trug ihn ziemlich sicher durch die Flut.
Er griff sich den besagten Schmöker hastig,
und Tiere, weil man sowas eben tut.

Mit ihm in Boot war’n Nachbars braune Hennen
und außerdem ein noch recht junger Hahn.
Am Boden sah er Lasko friedlich pennen –
der Hund sprang brav zu Herrchen in den Kahn.

Dann waren da noch der Cousinen Katzen,
schon etwas älter, träge und kastriert.
Und auf der Reling landeten stets Spatzen,
doch die blieben vom Rest meist separiert.

Bevor die Hochhausdächer ganz versanken,
fing er sich in der Flut acht Tüten Chips.
Er überlegte, Gott dafür zu danken,
doch kescherte dann lieber Erdnussflips.

Die Sonne schien voll Rache auf ihn nieder
und schnell wurden die Tage viel zu lang.
Der Sonnenschein verbrannte ihm die Glieder,
als er vor Langeweile lauthals sang.

Er war der neue Noah, keine Frage,
das dachte er sich oft, als er so trieb.
Jedoch war jene Sintflut eine Sage,
und ihm wär’ doch ein Rettungsteam ganz lieb.

Doch außer ihm und seiner Handvoll Tiere
blieb alles stumm und nass im Abendrot.
Er trank von ihm gefischte Dosenbiere
und wartete jetzt nur noch auf den Tod.

Und dann, nach vierzig sorgenvollen Tagen,
flog eine Taube übern Horizont.
Sie schien ein grünes Zweiglein herzutragen …
Er hätte laut gelacht, hätt’ er gekonnt.

Leonie Ranly

Mäander sind Flussschlingen, die sich bilden können, wenn Flüsse relativ “sanft” fließen und sich an die Landschaft anpassen, statt sie mit der Gewalt von stömendem Wasser zu formen.

Moderne Ballade nach biblischem Vorbild 5125

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