Emotionen und Märkte

Wie kollektive Emotionen Märkte vorhersagen können

Wer tiefe und faszinierende Einblicke in das kollektive Anlegerverhalten bekommen möchte, sollte sich einmal genauer die Massenpsychologie der Märkte anschauen. Deren Analyse funktioniert heute mit modernen Technologien und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese ermöglichen präzise Vorhersagen von Marktbewegungen, in dem sie emotionale Muster analysieren. Zu den immer ausgefeilteren Werkzeugen gehören hierzu unter anderem die künstliche Intelligenz und neurologische Studien.


Wie stark Gefühle die Finanzmärkte beeinflussen, kann über den sogenannten Fear & Greed Index, Herdentrieb-Analysen und emotionale Marktzyklen festgestellt werden. Denn neueste Forschungen haben zu Tage gefördert, dass bis zu 85 Prozent aller Handelsentscheidungen emotional gesteuert sind. Dabei krempeln die Kombination aus Big Data, KI und Verhaltenspsychologie das Trading um. So können Hedge-Fonds mit Sentiment-basierten Strategien bereits Überrenditen von mehr als 12 Prozent erzielen. In den nächsten Abschnitten beleuchten wir die fünf wichtigsten Aspekte dieser spannenden Entwicklung noch etwas genauer.

Herdentrieb und Trading

Ähnlich wie beim Herdentrieb während Massenveranstaltungen, die idealerweise von Sicherheitsdiensten, wie unter anderem dem Golden Eye Sicherheitsdienst abgesichert werden können, basiert der Herdentrieb beim Trading auf einem tief verwurzelten biologischen Mechanismus. Dieser Mechanismus bringt Menschen dazu, das Verhalten anderer zu kopieren.

Durch soziale Medien und Echtzeit Apps wird dieser Effekt an den Finanzmärkten dramatisch verstärkt. Sollte beispielsweise eine große Gruppe Anleger gleichzeitig agieren, entstehen selbstverstärkende Preisbewegungen. Das lässt sich auf Social Trading Plattformen besonders gut ausmachen. So kann hier ein einzelner einflussreicher Trader eine Kettenreaktion auslösen.

Auch weitere Studien zeigen, dass etwa 60 Prozent aller Handelsentscheidungen von Gruppendynamik beeinflusst sind. Doch auch dieses Wissen können professionelle Trader wieder nutzen und dann oft bewusst gegen den Herdentrieb handeln. Dieses gruppendynamische Verhalten lässt sich besonders gut in Krisenzeiten erkennen. Hier kann Herdenverhalten extreme Marktausschläge verursachen und zu irrationalen Über- oder Unterbewertungen führen.

Der Fear & Greed Index

Mit dem Fear & Greed Index kann die emotionale Marktstimmung anhand von sieben Schlüsselindikatoren gemessen werden. Dieser Index wurde von CNN Money entwickelt und ermöglicht es, die Kursdynamik, Marktvolatilität und Anlegerverhalten zu analysieren. Die Skala reicht von 0 (extreme Angst) bis 100 (extreme Gier). Was besagt ein Wert von unter 25? Er signalisiert oft übertriebene Angst und damit potenzielle Kaufgelegenheiten.

Andererseits zeigt ein Wert von über 75, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit übermäßige Gier am Markt vorhanden ist und weist auf mögliche Verkaufssignale hin. Theoretisch wären solche Stimmungsmessungen auch im Sicherheitsbereich denkbar, um Risiken genauer abschätzen zu können. Der Fear & Greed Index kann technische Daten wie Put-Call-Ratios mit Marktstärke und Safe-Haven-Nachfrage kombinieren. Dadurch können ihn erfahrene Trader als Kontraindikator nutzen, da extreme Werte oft auf bevorstehende Trendwenden hinweisen.

Emotionale Marktzyklen

Interessanterweise folgen emotionale Marktzyklen oft der Fibonacci-Sequenz. Bei dieser Sequenz handelt es sich um eine mathematische Zahlenfolge, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen ist: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, etc. Man kann diese Sequenz häufig in der Natur finden, wie zum Beispiel bei Wachstumsmustern von Pflanzen oder Schneckenhäusern. Und auch in der Finanzwelt wird sie gerne zur technischen Analyse verwendet.

Erstaunlicherweise korreliert diese mathematische Reihe oft mit typischen Gefühlsphasen von Anlegern: von Euphorie über Angst bis zu Depression. Laut historischer Daten folgen große Marktbewegungen oft diesen vorhersagbaren emotionalen Mustern. Etwa 34 Monate beträgt die durchschnittliche Dauer eines kompletten Gefühlszyklus. Um diese Zyklen profitable umzumünzen, nutzen institutionelle Investoren und Hochfrequenzhändler oft KI-Systeme, um diese Zyklen zu erkennen und entsprechende Handelsentscheidungen zu treffen.

Es ist ebenso interessant, dass dabei auch ein Zusammenhang mit makroökonomischen Daten hergestellt werden kann. Denn Wirtschaftsindikatoren wie BIP-Wachstum und Verbrauchervertrauen zeigen oft eine 70-prozentige Übereinstimmung mit emotionalen Marktzyklen.

Sentiment-Analyse 2.0

Bei der Sentiment-Analyse 2.0 wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um Marktstimmungen in Echtzeit zu erfassen. Dabei analysieren moderne KI-Systeme täglich Millionen von Social-Media-Beiträgen, Nachrichtenartikel und Handelsdaten. Die Software erkennt nicht nur offensichtliche Stimmungssignale, sondern auch subtile Emotionsmuster durch Natursprachverarbeitung. Inwieweit durch die KI-Regulierung in der EU diese Systeme einsetzbar sein werden, ist allerdings fraglich.

Doch solche Systeme können dabei eine Genauigkeit von 87 Prozent bei der Vorhersage kurzfristiger Marktbewegungen erreichen. Ein solches System könnte auch Audio- und Videodaten von Unternehmenskonferenzen und Experteninterviews analysieren, um Tonfall und Körpersprache auszuwerten.

Psychologische Markt-Trigger

Das limbische System des Menschen reagiert auf bestimmte Marktereignisse mit vorhersagbaren emotionalen Reaktionen. Und genau das können sich psychologische Markt-Trigger zu Nutzen machen. Denn laut Studien der Verhaltensökonomie werden 85 Prozent aller Handelsentscheidungen unbewusst getroffen. Besonders bei Breaking News oder unerwarteten Wirtschaftsdaten erzeugen diese neurobiologischen Muster messbare Marktreaktionen. Ein Beispiel ist hierfür der „Monday Effect“. Hierbei lösen negative Nachrichten am Montag stärkere Marktreaktionen als an anderen Wochentagen.