Die folgende Übersicht des Buddhismus zeigt buddhistische Strömungen und Lehren in ihrer jeweiligen Landesausprägung. So sehen Sie, wie die alten chinesischen Lehren von Lao Tse und Konfuzius den späteren Chan-Buddhismus in China geprägt haben. Die Übersicht zeigt die Entstehung und unter welchen Einflüssen in Japan die Ausprägungsform des Zen-Buddhismus mit seiner Praxis des Zazen gebildet wurde.
In einer kurzen Zusammenfassung lesen Sie dazu die Charakteristika der jeweiligen Ausprägungsform der Lehre: Welche Ziele die buddhistische Praxis hat, welches Ideal und welcher gedankliche Hintergrund dahinter steckt, sowie wie die buddhistische Praxis konkret ausgeübt wird. Grafiken sollen die Inhalte anschaulich versinnbildlichen. Die buddhistischen Strömungen sind Epochen zugeordnet.
600 – 530 v. Chr.
China
Begründer: Lao-Tse, auch Laozi
(geb. im 6. Jh. v. Chr.)
Lao Tse = “der alte Meister”
Die taoistische Lehre entstand über einen jahrhundertelangen Entwicklungsprozess.
Die Lehre über Tao findet seinen Ursprung im Buch I Ging, dem “Buch der Wandlungen”, das um 3.000 v. Chr. entstanden ist.
Tao = “der Weg”, für Lao-Tse auch: “Vernunft, Urgrund der Welt”
Die Schriften über Lao Tse’s Lehre sind ca. 200 Jahre später entstanden, also um 400 v. Chr.
(haben später Einfluss auf den Chan-Buddhismus)
Tao: der (rechte) Weg, der Urgrund allen Seins
Ideal: Erkennen des Tao durch eigenes Sein im Wandel
Der Weg zu diesem Ideal: den Lauf der Dinge nicht durch Wille und Handeln beeinflussen, sondern das Tao verwirklichen über die Anpassung an den Wandel und das Wachstum, im Einklang mit Yin und Yang.
Wu Wei: Nicht-Eingreifen, Nicht-Handeln, Nicht-Erzwingen
Tao mit den Symbolen Ying und Yang
Kennzeichen des Taoismus:
- Gleichmut, Rückzug aus weltlichen Angelegenheiten
- Nicht-Eingreifen, Leben im Einklang mit dem Tao
- Einfachheit und Bescheidenheit
- Selbstlosigkeit
Schrift:
Tao-Te-King
Enthält das “Buch der Tugend” und das “Buch des Weges” in Form von Aphorismen.
Schrift:
Parabeln und Anekdoten, in denen das Wesen des Taoismus erläutert wird: der weltabgewandte Weise als Idealbild.
550 – 200 v. Chr.
China und der Konfuzianismus
Konfuzianismus
Begründer: Konfuzius, auch: Kong Qiu
(geb. 551 v.Chr. – 479 v.Chr.)
Lehre von der richtigen Lebensführung
(hat später Einfluss auf den Chan-Buddhismus)
Merkmale der Lehre von Konfuzius
Gute menschliche Ordnung, die durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreicht werden kann.
Ideal: der Edle als moralisch einwandfreier Mensch
Der Weg zu diesem Ideal: Bildung der Menschen.
Die fünf Konstanten
- Menschlichkeit, Nächstenliebe
- Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit
- Sittlichkeit
- Weisheit
- Aufrichtigkeit
ca. 500 v. Chr.
Siddharta Gautama, Buddha
Indien
Siddharta Gautama
(geb. 563 v. Chr. in Nepal – 483 v. Chr. in Indien)
Buddha = “der Erwachte”, “der Erleuchtete”
Ziel der buddhistischen Praxis
- Befreiung aus dem Leid durch den “Mittleren Weg”
- Nirwana als endgültige Befreiung vom Leid
Das Rad des Dharma
Vier edle Wahrheiten nach Buddha
- Erste Edle Wahrheit
Das Leben ist über Geburt, Alter, Krankheit und Tod von Leid geprägt. - Zweite Edle Wahrheit
Ursache des Leids sind der “Lebensdurst”, d.h. Begierden wie Gier, Hass und Verblendung. - Dritte Edle Wahrheit
Durch die Vermeidung dieser Begierden, des Anhaftens am “Ich”, können die Menschen Leid verhindern und den Kreislauf der Wiedergeburten unterbrechen. - Vierte Edle Wahrheit
Mittel zur Vermeidung von Leid und damit zu einer inneren Befreiung findet sich in der Praxis der Übungen des Edlen Achtfachen Pfades.
Der Edle Achtfache Pfad
- rechte Erkenntnis
- rechte Absicht
- rechte Rede
- rechtes Handeln
- rechter Lebenserwerb
- rechte Übung
- rechte Achtsamkeit
- rechte Meditation
“Recht” ist hier gemeint im Sinne von Lernen, die Bindung an das Ich aufzugeben, und anderen Menschen auf diese Weise in Bedürfnislosigkeit und mit Mitgefühl begegnen zu können.
ca. 300 v. Chr.
Süd- und Südostasien
Theravada-Buddhismus = “Lehre der Ältesten”
3. Konzil in Patna
Einheitliche Lehre Buddhas
Buch Kathavatthu als philosophische und scholastische Abhandlung
ca. 400 n. Chr.
Indien und der Vajrayana-Buddhismus
Vajrayana-Buddhismus = “Diamantfahrzeug, Mantrafahrzeug”
In Indien ab 400 n. Chr. entstandene Strömung des Mahayana-Buddhismus
Ein Diamant
Symbolik des Diamanten
Der Diamant steht für:
- das Unzerstörbare, die Reinheit und Transparenz
- die in dieser Reinheit erfahrene Erleuchtung allen Seins
ca. 500 n. Chr.
Zentral- und Ostasien
Mahayana-Buddhismus
= “Nördlicher Buddhismus”
China und der Chan-Buddhismus
Begründer des Chan-Buddhismus: der indische Mönch Bodhidharma (geb. um 440 – 528)
Schule des Mahayana-Buddhismus
Mahayana = Großer Weg
Praktisches Ziel dieser Lehre
Erleuchtung bzw. Erwachen
Erleben der “Buddha-Natur”
Merkmale der Meditationssschule Chan
- Übung der Meditation im Lotussitz
- Lösung paradoxer Rätsel
- Erleuchtungserfahrung
Praxis durch Meditation, Übermittlung der Lehre nicht durch Schriften, sondern von Meister zu Schüler.
Chan-Meister Yunmen
Beeinflusst durch:
- Daoismus, Lao-Tse (geb. im 6. Jh. v. Chr.): Dao bzw. Tao als der Welt zugrunde liegendes Prinzip, als “der rechte Weg”, der Grund des Seins
- Konfuzianismus, Konfuzius (geb. 551 v. Chr.): Rückbesinnung auf klassische Tugenden
ca. 700 n. Chr.
Vajra und Glocke im Vajrayana-Buddhismus
Tibet und Mongolei
Vajrayana-Buddhismus
= “Pfad des Resultats”
Der Leidenskreislauf des Samsara
Den Phänomenen, die wahrgenommen werden, wird irrigerweise eine eigene Existenz zugeschrieben. Daraus entsteht der Eindruck eines eigenständigen “Ich”.
Daraus resultieren drei “Wurzel-Geistesgifte”:
- Grundlegende Unwissenheit
- Anhaftung
- Abneigung
Aus diesen Gedanken und Handlungen heraus entsteht Karma, das als Resultat leidvolle Erfahrungen in der Zukunft bewirken kann.
Aufhebung des Karma
- Meditation und Visualisierung
- Rezitieren von Mantras
- Unterweisung von Lehrer zu Schüler:in
ca. 1200 n. Chr.
Japan
Zen-Buddhismus oder Zen
Weiterentwicklung des Chan-Buddhismus im Sinne einer Verbindung von:
- Praxis der Meditation
- einem achtsamen Leben im Alltag
Zen-Buddhismus wird auch als Meditationsbuddhismus bezeichnet.
Ziel der buddhistischen Praxis
Eins-Werden bzw. Verbundensein mit allen Existenzen, Leben im Augenblick
Grundsatz: Die Anhaftung an die Illusion des Ich jedes Einzelnen verursacht immer wieder neues Leiden.
Zen
Zen ist die Erfahrung im Augenblick.
Zazen
Zazen ist die Praxis des Zen. Sie besteht aus zwei Kernelementen:
- der Meditation, zumeist als Sitz-Meditation in der Haltung des Lotussitzes, aber auch Gehmeditation gehört dazu
- Konzentration im Alltag, um die Dinge so zu sehen, wie sie sind: sie kommen zu lassen, und sie wieder loszulassen, im Sinne einer bewussten Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments in Achtsamkeit
Lernt man auf diese Weise, seinen Geist zu beruhigen und die Gedankenflut einzudämmen, dann kann sich eine innere Befreiung einstellen. Alle Fragen hören auf. Leben im Jetzt, im Augenblick, führt zum Kern der eigenen Existenz.
Christliche Spiritualität:
Buddhistische Spiritualität:
Esoterische Spiritualität: