Interview von Betina Graf mit Katharina P. (Name von der Redaktion geändert)
Katharina P. hat vor dreieinhalb Jahren eine Trennung der besonderen Art hinter sich und kann jetzt – zweieinhalb Jahre später – darüber reden: nach 17 Jahren verließ sie ihr Ex-Lebensgefährte “von jetzt auf gleich” und überbrachte ihr diese Botschaft per Zettel auf dem Wohnzimmertisch.
Katharina erzählt im folgenden Interview, wie sie mit dieser Art der Trennung umgegangen ist und wie schließlich ihr Trennungsschmerz heilen konnte.
Von einem Tag auf den anderen vom Partner verlassen
Viabilia: Liebe Katarina, dir ist ja in deinem Leben etwas für dich Einmaliges und sehr Schmerzhaftes passiert: Du bist von deinem langjährigen Lebensgefährten von einem Tag auf den anderen verlassen worden. Wann war das und wie verlief diese “Trennung von jetzt auf gleich” genau?
Katharina P.: Das war im Juli 2010. Ich hatte eine Woche alleine Urlaub gemacht. Der Plan war, dass wir danach am Folgewochenende gemeinsam in den Urlaub fahren wollten. Ich kam nach Hause und er war nicht da, was schon ungewöhnlich war, da er ja wusste, dass ich aus dem Urlaub zurückkommen würde.
Im Wohnzimmer lag ein Zettel auf dem Tisch, auf dem er mir mitteilte, dass er mit mir nicht mehr leben will und er ausgezogen ist.
Das traf mich völlig unvorbereitet, ich geriet in einen Schockzustand.
Einen Tag vorher noch, als ich mit ihm telefonierte, bekam ich während des Telefonats plötzlich ein schlechtes Gefühl. Vielleicht war da eine Ahnung, aber mit einer Trennung rechnete ich überhaupt nicht. Er warnte mich in keiner Weise vor, was die Trennung betraf.
Viabilia: Wie ging es dann weiter? Was geschah am selben Abend?
Katharina P.: Ich war ja zunächst allein in meiner Wohnung. In meinem Schockzustand habe ich sofort eine meiner besten Freundinnen angerufen und sie gebeten, zu mir zu kommen. Dann rief ich meine Mutter an.
Als meine Freundin da war, habe ich wie im Wahn alle meine Freundinnen und Verwandten angerufen und erzählt, was passiert ist. Ich habe den ganzen Abend telefoniert. Zwei weitere Freundinnen kamen bei mir vorbei. Wir saßen in der heißen Dachgeschosswohnung und ich hatte das Gefühl, ich drehe ab. Es war alles klar und trotzdem unwirklich. Ein merkwürdiges Gefühl, was ich bislang nicht kannte.
Spät in der Nacht haben sie mich zu meiner Mutter nach Hause gefahren.
Viabilia: Was passierte dann die Folgetage? Hat dieser Schockzustand aufgehört oder ist dieser noch geblieben?
Katharina P.: Was geblieben ist, war die totale Klarheit: so habe ich zunächst an praktische Dinge gedacht. Ich bin am Folgetag zum Geldautomaten und habe die Hälfte des Geldes von unserem gemeinsamen Konto abgehoben – eine Freundin von mir hatte darauf gedrungen -, man weiß ja nie.
Als ich am nächsten Tag wieder in meiner Wohnung war, habe ich mit meinem früheren Lebensgefährten telefoniert. Er hatte in seinem Brief geschrieben, er würde “in den nächsten Wochen vorbeikommen, um seine Sachen zu holen”. Da habe ich ihm direkt gesagt, dass er die nächste Woche vorbeikommen und alles abholen soll.
Diese totale Klarheit in den ersten Tagen muss vielleicht noch der Schock gewesen sein, wo ich in den praktischen Angelegenheiten, also kopfmäßig, vollkommen gut funktionierte. Ich habe viel geweint, aber auch viel einfach so abgearbeitet, was als Nächstes passieren musste.
Für mich war klar: das muss einen eindeutigen Schnitt haben, sonst halte ich das gar nicht aus. Mir war klar: es ist aus, die Liebesbeziehung ist ganz vorbei.
Viabilia: Wie lief daraufhin die räumliche Trennung ab?
Katharina P.: Als er am darauffolgenden Wochenende kam, um seine Sachen abzuholen, verbrachte ich diese Zeit bei meiner Mutter. Ich wollte mir es nicht zumuten zuzusehen, wie er auszieht. Die praktische Einigung über die Gegenstände war leicht. Da bin ich ganz Bürokratin: Ich habe eine Liste geschrieben, was er bekommt und was ich bekomme und mir das unterschreiben lassen. Ich war mir sicher, dass er mich nicht übers Ohr hauen will.
Ich habe jetzt nicht gedacht, wenn ich aus der Wohnung weggehe und ich komme wieder, dass dann die ganze Wohnung leergeräumt ist. Da war ich sicher.
Ursprünglich hatten wir abgemacht, dass ich Montag morgens noch einmal zurückkomme und er mir den Schlüssel zurückgibt. Sonntags habe ich ihn aber angerufen und ihm gesagt, dass er den Schlüssel einfach in der Wohnung liegen lassen soll.
Als ich am Tag nach seinem Auszug in die Wohnung zurückgekommen bin, hatte ich das Gefühl, dass mir das den Atem nimmt: das war richtig schwer, die halbleere Wohnung und die teilweise geleerten Schränke zu sehen. Da war ich heilfroh, dass er Kleinigkeiten vergessen hatte. Wir waren 17 Jahre zusammen gewesen und nun war mit einem Wimpernschlag alles vorbei. Ich hatte das Gefühl, es ist alles unwirklich.
Draußen waren 30 Grad, das schönste Sommerwetter, es kam mir alles sehr merkwürdig vor, wie in einem anderen Film.
Die ersten Monate waren geprägt von dieser Mischung aus Schock, ein Hauch von “es nicht glauben können” und jede Menge Wut.
Trennungsschmerz und die Traurigkeit über den Partnerverlust
Viabilia: Welchen Einfluss hatte die Art und Weise der Trennung darauf, wie es dir hinterher ging?
Katharina P.: Durch diese Trennung von jetzt auf gleich, die mir nach 17 Jahren Partnerschaft nicht einmal persönlich überbracht wurde, fühlte ich mich wie ein Putzluppen weggeworfen. Mein Selbstbewusstsein war weg, so erschüttert hatte mich diese Art der Trennung. Das wühlte mich innerlich auf und raubte mir unglaublich viel Lebensenergie.
Ich fühlte mich verlassen. Verlust, Trennung, Abschied, hat ein Muster bedient, was es in meinem Leben bereits gab. Gehen, ohne sich zu verabschieden. Das goss bei mir Öl ins Feuer.
Wenn er zum Beispiel tot gewesen wäre, wäre das schlimm gewesen, aber ich hätte ihn nicht gehasst. Ich war in Trauer und Wut.
Viabilia: Hast du dann mit deinem Ex-Lebensgefährten über deine Gefühle gesprochen oder nur über diese praktischen Dinge?
Katharina P.: Ja, über die Gefühle auch. Ich habe nicht begriffen, wie er unsere Beziehung auf diese Art beenden konnte. Ich habe nicht begriffen, wie er mir zumuten konnte, dass er nicht mit mir gesprochen hat.
Dass er es seiner Mutter, die er eigentlich hasst, eher gesagt hat als mir, das war unglaublich.
Respektlose Trennung nach all den vielen Jahren
Ich fand die Art und Weise respektlos, das hat mich fertig gemacht. Ich hatte das Gefühl, ich bin es nicht einmal wert, dass mit mir geredet wird. Es hat mir jede Möglichkeit zu einer Äußerung genommen. Und es hat mir hinterher übrigens auch die Lust genommen, mit ihm noch über irgendetwas zu sprechen – später also.
In den ersten 14 Tagen haben wir durchaus miteinander gesprochen; ich habe ihn relativ häufig angerufen, geschimpft und geheult, weil ich immer begreifen wollte, warum so ein Ende sein musste.
Hätte er es mir persönlich sagen müssen, hätte er es nicht geschafft, sich von mir zu trennen, war seine Aussage. Das glaube ich ihm sogar, aber das macht es nicht besser.
Der eigentliche Grund des Weggehens
Viabilia: Der eigentliche Grund, weshalb er dich verlassen hat, ist mir noch nicht ganz klar … hat er dazu etwas gesagt?
Katharina P.: Vielleicht hat er resigniert. Letztendlich war er ein Mensch, der sich nicht wirklich binden wollte. Das sind nur Mutmaßungen. Ich weiß nicht, ob er eine andere Frau kennengelernt hat, das habe ich ihn nicht gefragt.
Er war damals Ende 40, hatte eine Erbschaft ausbezahlt bekommen, vielleicht war es bei ihm ein Impuls von “jetzt mache ich alles anders … jetzt werfe ich die alten Pantoffeln weg und kaufe mir schicke Schuhe”. Vielleicht so etwas in der Richtung, das kann durchaus eine Rolle gespielt haben.
Was natürlich keine Begründung ist, die Liebesbeziehung auf diese respektlose Art zu beenden.
Viabilia: Was waren die nächsten Schritte für dich gewesen?
Katharina P.: Ich habe die Wohnung renovieren lassen. Ich bin zunächst in der Wohnung wohnen geblieben, obwohl meine Freundinnen der Meinung waren, ich hätte dort sofort ausziehen müssen. Ich wollte auf gar keinen Fall sofort ausziehen, weil ich das Gefühl hatte, wenn ich jetzt noch mein Zuhause verliere, dann breche ich ganz zusammen.
Das erste halbe Jahr war von viel Wut und Aktionismus geprägt. Dann kam die Zeit der Traurigkeit und des Schmerzes. Diese Gefühle waren dominant und haben alles andere überfrachtet.
Loslassen und vergeben nach dem Schmerz der Trennung
Viabilia: Wie lange hat diese Zeit der Traurigkeit und des Trennungsschmerzes gedauert?
Katharina P.: Hmm, ich weiß gar nicht, ob die schon ganz vorbei ist; tief in mir ist ein Stück dieser Traurigkeit immer noch. Aber besser geworden ist es damals nach eineinhalb Jahren.
Ich habe eine eineinhalb-monatige Reha-Maßnahme gemacht, die mich einen großen Schritt weitergebracht hat. Da habe ich noch einmal mit dem Abstand zu damals manche Dinge angeschaut, die ich in der akuten Phase nicht hätte aufarbeiten und loslassen können.
Vor der Reha hätte ich gar nicht über die Trennung sprechen können, ohne die ganze Zeit zu heulen. Das ist ein gutes Zeichen, dass es jetzt besser ist, dass ich das kann.
Am Freitag ist es mir aufgefallen: da hätten wir eigentlich unseren 20. Jahrestag gehabt und es war nicht das Erste war, woran ich an diesem Tag dachte. Als nächstes der Gedanke: ja, das war halt so, ohne dass ich jetzt total traurig oder von der Rolle gewesen wäre. Die ersten beiden Jahre hatte ich an diesem Tag besonders gelitten.
Und es kam der Tag,
Anaïs Nin
da das Risiko,
in der Knospe zu verharren,
schmerzlicher wurde
als das Risiko,
zu blühen.
Viabilia: Welche Bedeutung hat das Thema “Vergeben” in dem Zusammenhang für dich? Kannst du ihm das vergeben?
Ich bin dabei. Ich glaube, ich habe schon angefangen damit. Das war auch ein Wunsch, der sich relativ schnell eingestellt hat, wo ich das Gefühl hatte, das ist wichtig, damit ich mein Herz nicht für immer vergifte.
Viabilia: Woran erkennst du, dass du ihm vergeben hast?
Katharina P.: Hmm, eine interessante Frage. Ich stelle fest, dass der Prozess des Vergebens fast abgeschlossen ist.
Ich kann mittlerweile verstehen, warum er so gehandelt hat. Ich heiße es nicht gut und finde es nicht richtig und hoffe, dass ich selbst niemals so einen Sch… mache. Aber er konnte wahrscheinlich nicht anders. Ich merke, dass es mir mehr Frieden gibt, wenn ich nicht mehr so vernarbt bin und so voller Wut. Das hat viel mit meinem eigenen, inneren Frieden zu tun, und mit dem Loslassen. Ich habe jetzt ein ganzes Stück loslassen können.
Ich glaube, deshalb konnte ich ihm vergeben. Und nun fühlen sich die Sachen anders an.
Ich habe den Therapeuten in der Reha-Klinik irgendwann gefragt, als es ganz heftig bei mir gerappelt hat: Wann weiß ich, dass es vorbei ist? Und er antwortete: “Sie werden es wissen, weil Sie es so fühlen werden.”
Ich kann mir jetzt bestimmte Dinge angucken, ob es nun Fotos sind oder Ereignisse in meiner Erinnerung, ohne dass es schmerzt.
Mein Ex-Partner ist ein Teil meines Lebens gewesen. Er gehörte 17 Jahre lang zu mir. 17 Jahre sind eine sehr lange Zeit gewesen. Diese Zeit hat ihren Platz. Das ist wichtig und gut so, weil ich sonst 17 Jahre meines Lebens verleugnen würde.
Viabilia: Welchen Platz hat dein ehemaliger Lebensgefährte jetzt bei dir?
Katharina P.: Er ist eine Person aus der Vergangenheit. Eine wichtige Person, die aber nur mit der Vergangenheit zu tun hat, nichts Aktuelles mehr.
Er ist mir jetzt nicht mehr jeden Tag präsent. Es gibt durchaus Tage und Zeiten, da denke ich gar nicht mehr an das Geschehene. Und auch nicht mehr ausschließlich in dem Kontext “oh, ich wurde verlassen”, “oh, das war alles ganz furchtbar und schrecklich”.
Ich glaube nicht, dass die Wunde schon zu ist, das dauert noch etwas. Aber ich merke, dass es gut dabei ist zu heilen, da ich manchmal Sachen von ihm erzähle, die gar nichts mit der Trennung zu tun haben: Alltägliches, etwas Witziges … aber auch nicht glorifizierend.
Den Trennungsschmerz nach langer Zeit der Trauer überwinden
Viabilia: Du sprichst ja von Heilung. Man hat eine Wunde, dann nimmt man eine Salbe, und dann heilt es. Was war für dich die “Salbe” in dem Zusammenhang?
Katharina P.: Gleich am Anfang hatte ich das Gefühl, dass dieses Ereignis, das jetzt in meinem Leben passiert, etwas ist, was ich alleine nicht tragen kann. Das war eine Intuition.
Ich glaube, es ist wie bei einer körperlichen Wunde: der Eiter muss raus. Man muss sich der Situation stellen. Was dazu beigetragen hat, dass die Wunde heilt oder dass ich überhaupt weiterleben konnte, waren meine Mutter und meine Tante, und ganz stark meine Freundinnen. Drei Freundinnen haben sich sehr intensiv um mich gekümmert und tun das heute noch. Therapeutische Unterstützung hat mir ebenso weitergeholfen.
Letztendlich aber war ich diejenige, welche viele Gefühle aushalten musste. Es hat Tage gegeben, da habe ich mich darauf konzentriert, einzuatmen und wieder auszuatmen.
Sich externe Hilfe holen
Irgendwann habe ich damit angefangen, das Thema beiseite zu schieben, weil ich diese emotionalen Schmerzen nicht mehr wollte. In der Reha hatte ich die Kraft, das Thema aus einer gewissen Entfernung aufzuarbeiten. Man muss wirklich “an den Eiter”. Nur Salbe drüber schmieren bringt nichts. Das hilft zwar für den Moment, aber wenn der Herd nicht entfernt wird, dann geht die Wunde immer wieder auf.
In der Reha bin ich über Übungen ganz bewusst an die Trauerarbeit gegangen. Ich habe dort sehr viel geheult wegen dieser Trennung. Offensichtlich war es genau dieses Hinsehen, was noch gefehlt hat: mich dem Schmerz und der Trauer zu stellen. Seitdem wird es von innen heraus gut.
Die Menschen in meinem Umfeld haben eine Riesenanteil daran, dass ich das überhaupt durchgehalten habe.
Ich sehe zum Beispiel dieses Interview auch als Teil dieser Trauerarbeit. Es ist eine Sache der Bewältigung: wie fühlt sich das an, wenn ich so intensiv darüber spreche.
Das Vertrauen in die Liebe
Viabilia: Wie ist es jetzt mit dem Vertrauen in die Liebe bei dir? Ich meine, man glaubt ja an die Liebe, wenn man 17 Jahre mit seinem Lebensgefährten ist. Hat sich dein Verhältnis zur Liebe geändert?
Katharina P.: Oh, schwierig. Ich denke darüber nach. Ich habe festgestellt: der Satz Die Zeit heilt alle Wunden ist eine Lüge. Das schafft die Zeit nicht alleine. Aber: die Zeit kann eine sehr gute Verbündete sein.
Manche Sichtweisen verändern sich. Am Anfang habe ich mir nicht vorstellen können, überhaupt jemals wieder einem Mann vertrauen zu können. Ich habe mich seitdem bis jetzt auch nicht wieder verliebt. Aber ich habe Männer immer gemocht, bin also keine “Männerhasserin” geworden – das nicht.
Jetzt, wo ich merke, dass die Wunde heilt, wünsche ich mir, dass ich die Liebe noch einmal treffe bzw. sie mich trifft – ich also jemanden treffe, den ich lieben kann und der mich liebt. Der das auch aushält, dass ich ihn liebe. Mein Ex-Partner hat das gar nicht aushalten können. Ich wünsche mir jemanden, der meine Liebe haben möchte.
Ich glaube, ich würde mir für eine neue Liebe manche Sachen anders wünschen, auch von mir selbst. Aber grundsätzlich wünsche ich mir eine neue Liebe.
Beim nächsten Mal wird es anders
Viabilia: Würdest du in der Partnerschaft etwas anders machen, wenn du das Rad zurückdrehen könntest?
Katharina P.: Ja, natürlich: ich würde mehr auf mich und meine innere Stimme achten.
Es ist schwierig, diese “innere Stimme” in der Gewohnheit einer Partnerschaft zu erhalten. Es bedeutet Anstrengung. Oft hatte ich keine Lust und keine Energie dazu. Wenn man jemand lange kennt, weiß man auch, an welcher Stelle der Partner wie reagiert. Ich wusste manchmal, zu welchem Thema es Knatsch und Auseinandersetzung gibt. Dann habe ich das Thema manchmal nicht angesprochen, weil ich einfach meine Ruhe haben wollte.
Wenn man das einmal macht, ist das in Ordnung. Es schlich sich nur langsam so ein, wo ich begann, nichts mehr zu sagen. Ich hatte aufgehört, die Konfrontation zu suchen und auszuhalten. Das hatte viel mit Resignation zu tun.
Genauer damit auseinandergesetzt habe ich mich erst im Nachhinein, wo mir manche Sachen aufgefallen sind.
Viabilia: Wie stehst Du zum Thema Partnersuche?
Katharina P.: Zu einer aktiven Suche nach einem neuen Partner bin ich noch nicht bereit. Mein Gedanke ist: “besser noch nicht”. Einen neuen Partner zu finden, forciere ich nicht gerade.
Viabilia: Was wäre bei der nächsten Partnerschaft anders im Vergleich zu früher?
Katharina P.: Ich würde nicht mehr mit meinem Partner zusammenleben. Ich möchte das weiterleben, was ich mir jetzt so mühevoll aufgebaut habe. So komme ich nicht nur alleine zurecht, sondern lebe teilweise gerne allein.
Zumindest stelle ich mir jetzt ein bisschen mehr Abstand vor. Aber das liegt noch an der Angst.
Ich weiß nicht, ob ich noch einmal so vollkommen vertrauen kann. Vielleicht ist es ein Unterschied, ob man sich mit 20, 30 oder 50 verliebt. Mit meiner Lebenserfahrung weiß ich nun mehr, was ich will und was ich nicht will.
Viabilia: Ich höre hier heraus, dass sich das Verhältnis zu dir selbst im Laufe dieser Jahre geändert hat?
Katharina P.: Ja, auf jeden Fall. Es ist jetzt dreieinhalb Jahre her.
Zwischenzeitlich bin ich gar nicht gut mit mir umgegangen, habe mich schlecht ernährt. Man hinterfragt sich selbst: “Was ist mir mir falsch?” Jetzt unternehme ich den Versuch, verstärkt auf die eigene Intuition zu hören. Zum Beispiel Unbehagen nicht einfach zu ignorieren, sondern bewusst darauf zu achten. Das funktioniert nicht immer, die innere Stimme sagt manchmal nichts.
Viabilia: Was hat sich im Laufe dieser Jahre entwickelt, was du so positiv für dich verbuchen kannst?
Katharina P.: Die Erkenntnis, dass es gut geht, wenn ich alleine lebe; dass es sehr schön ist, sich nicht immer absprechen zu müssen, sondern einfach zu tun. Ich möchte das aber nicht glorifizieren, ich habe gerne in einer Partnerschaft gelebt und ich wollte keine Trennung. Unsere Partnerschaft war nicht unproblematisch und er war kein unproblematischer Mensch, aber ich wollte keine Trennung, ich war mit wenig zufrieden.
Es war ein Teil die Angst vor dem Alleinsein, die mich gehalten hat.
Die Trennung an sich nehme ich ihm nicht übel, sondern diese Art und Weise, wie er sich getrennt hat.
Viabilia: Was würdest du anderen empfehlen, die akut vor eine ähnliche Situation gestellt sind wie du es warst?
Katharina P.: Auf gar keinen Fall alleine bleiben und schnellstmöglich in irgendeiner Form Hilfe suchen.
Sicherlich ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich, es gibt Menschen, die zunächst für eine Zeit abtauchen müssen. Das ist selbstverständlich zu respektieren.
In jedem Fall soll man sich nicht scheuen, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man nach einer gewissen Zeit merkt, dass der emotionale Schmerz so gar nicht besser wird.
Es gibt in diesem Fall für die Trauerzeit kein kurz oder lange, richtig oder falsch. Die Trauerzeit ist so wie sie ist anzuerkennen.
Eine Trennung ist eine einschneidende Geschichte im eigenen Leben, und wenn man selbst nicht gut klarkommt und immer noch sehr leidet, dann empfehle ich, zum Profi zu gehen. Das dauert dann immer noch, aber es lohnt sich.
Vielen Dank für das Interview, liebe Katharina!
Das Interview führte Betina Graf.