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Unser größtes Organ braucht Hilfe

Der Mensch ist durch und durch außergewöhnlich. Bezogen auf die Biologie, die Umweltbedingungen und die typischen Verhaltensmuster unserer Art, der Primaten, lebt kein Wesen länger als wir. Sicher gibt es bestimmte Hai-Arten im Polarmeer, die bis zu 400 Jahre alt werden können, oder auch Bäume, die es sogar auf weit über 5000 Jahre bringen. Doch diese Arten leben in der Regel unter kargen Bedingungen und haben einen vergleichsweise langsamen Stoffwechsel. Der Mensch hingegen hat es im Laufe seiner Entwicklung geschafft, sein statistisches durchschnittliches Lebensalter von rund 35 Jahren zu verdoppeln, und zwar unabhängig von den Umweltbedingungen. (Fairerweise sollte allerdings gesagt werden, dass ein Alter von 70 oder 80 Jahren in keiner Epoche der Geschichte ungewöhnlich war – der historische Durchschnittswert beim Lebensalter ist nur deswegen relativ gering, weil es bis in die Moderne eine sehr hohe Kindersterblichkeit gab.) Durch die Entwicklung entsprechender Medizin, ärztlicher Heilkunst und einer optimierten Ernährung war es möglich, viele Todesfälle zu verhindern oder zu verzögern. Aber auch die Kosmetik trägt einen nicht zu unterschätzenden Anteil dazu bei, dass wir uns bis in das hohe Alter wortwörtlich in unserer Haut wohlfühlen können.

Unsere Haut: die beste Funktionskleidung der Welt?

Sicher zählt auch Bekleidung zu den menschlichen Errungenschaften, die das durchschnittliche menschliche Leben verlängern. Inzwischen wurde eine enorme Vielfalt an Kleidung konzipiert, um unsere Körper vor Kälte, Hitze, Regen und Schnee zu schützen. Es darf dabei jedoch nicht vergessen werden, dass uns die Evolution ein paar Millionen Jahre voraus ist und unsere Haut an die natürliche Umgebung des Menschen, die Savanne, angepasst hat. Das Melanin, das Menschen in südlicheren Gegenden ihre dunkle Hautfarbe gibt, schützt die Haut vor UV-Licht und verringert so das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Allerdings konnte die Evolution den Erfindungsreichtum der Menschheit nicht mit in die Entwicklung einbeziehen. Sie konnte dem Umstand nicht Rechnung tragen, dass heute Menschen jeder Hautfarbe einfach ein Flugzeug besteigen und sich in wenigen Stunden am anderen Ende der Welt befinden können. Die Evolution rechnet eher in Jahrtausenden und Jahrmillionen und nicht in Stunden.

Für die menschliche Haut, eine evolutionären Entwicklung von Mutter Natur, bedeuten extreme Ortsveränderungen Stress pur. Wer zum Beispiel aus dem Karibik-Winter-Urlaub kommt und bei 30 Grad das Flugzeug besteigt, um es nur wenige Stunden später bei vielleicht zwei Grad Außentemperatur zu verlassen, setzt die Haut einer ungeheuren Belastung aus. Wäre der menschliche Körper ein Kampfschiff irgendeiner Marine, würden nun auf allen Decks die Alarmsirenen heulen. Tatsächlich geht unsere Haut in eine Art Verteidigungsmodus. Die in der Wärme der Karibik weit geöffneten Hautzellen ziehen sich zusammen, Körperwärme wird mehr nach innen geleitet, um die Organe zu schützen, und die Muskeln erzeugen durch vermehrte Kontraktionen (Zittern) zusätzliche Wärme. Welche moderne Funktionskleidung kann das schon?

Der Alterungsprozess der Haut wird beschleunigt

Hohe Temperatursprünge, wie sie für unsere Lebensweise nichts Ungewöhnliches sind, gehen an die Substanz der Haut. Diese sieht sich gezwungen, ihre natürliche Hauterneuerung zu beschleunigen und damit bestimmte Reserven vorzeitig aufzubrauchen. Damit sind wir wieder bei der Evolution, die den Menschen auf bestimmte Temperaturbereiche optimierte, nicht jedoch auf plötzliche Sprünge von 30 Grad oder mehr. An kaum einem Punkt der Erde sind solche Temperatur-Sprünge zu finden, ausgenommen in Sand- und Steinwüsten, deren Oberflächen kaum die Tageswärme speichern können. Wir aber schaffen uns quasi unsere eigenen Wüsten und müssen deshalb unsere Haut durch entsprechende Pflege unterstützen, sonst sehen wir nicht nur sprichwörtlich alt aus.


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