gelbes Macaron als Belohnung

Warum wir uns selbst belohnen müssen

Aus der eigenen Sicht heraus besteht für fast jeden und jede eine ärgerliche Situation, und dies dauerhaft. Sie lässt sich mit folgendem Satz beschreiben: Die Dankbarkeit und Anerkennung meines Umfeldes für die von mir erbrachten Leistung hält sich in Grenzen. Dieses Gefühl des fehlenden Respekts nagt mehr oder weniger am Selbstbewusstsein. Darum lernen wir recht früh, uns selbst zu belohnen, wenn es denn schon kein anderer macht. Tatsächlich baut darauf eine gigantische Industrie ihre Produktion auf. Im Grunde genommen ist alles, was der Mensch nicht essenziell zum Leben braucht, ein Mittel zur Selbstbelohnung. Ob nun das neueste E-Liquid-Aroma, das edle kaltgepresste Olivenöl aus der Toskana oder der Städtetrip am Wochenende, um nur drei von Millionen Beispielen zu nennen: Alles ist Belohnung.

Reduziert sich der Mensch auf die bloße Existenz, besteht die Welt nur noch aus Essensaufnahme, Vermehrung, Schlafen und der Herbeischaffung von Nahrung. Kurz: Wir werden wieder zum Tier. Das führt natürlich zu der Frage, ob denn Tiere kein Selbstwertgefühl besitzen?

Das ist ein unglaublich komplexes Feld, denn scheinbar gibt es mehrere Arten, die ein Selbstbewusstsein besitzen, ob dies jedoch mit einem Selbstwertgefühl einhergeht, ist bislang noch nicht geklärt. Immerhin gibt das Rudelverhalten fast jeder Herden-Tierart aufgrund der veränderbaren Rollenverteilung einen gewissen Aufschluss darüber. In einer Löwengruppe etwa gibt es „geborene“ Alphatiere beiderlei Geschlechts, es gibt die Mitläufer und die „Kümmerer“. Ein spezifisches Verhalten der Selbstbelohnung wurde bisher bei Tieren jedoch nicht beobachtet.

Nur der Mensch braucht die Belohnung

Es ist anzunehmen, dass der Effekt der Selbstbelohnung zur Grundausstattung der menschlichen Psyche gehört, seit die Fähigkeit des abstrakten Denkens den homo sapiens in die Lage versetzte, sich selbst über das Notwendige hinaus zu koordinieren.

Jeder Mensch beginnt schon im Kindesalter, viele verschiedene Aufgaben zu übernehmen. Praktisch alles, was über die Notwendigkeit des Überlebens hinausgeht, ist eine zusätzliche Aufgabe, die die Tierwelt nicht kennt – selbst bei Tierarten, die ein Selbstbewusstsein besitzen, etwa Delfine oder Schimpansen. Damit eine psychische Überlastung vermieden wird, entstand vermutlich auf evolutionärem Weg die Selbstbelohnung als Gegengewicht. Da jeder Mensch mit sich selbst und seiner persönlichen Selbstbelohnung beschäftigt ist, fällt logischerweise die Anerkennung der Leistung anderer eher gering aus. Nicht umsonst findet sich der Satz “Das hätte ich besser als der oder die gekonnt“ in praktisch jedem individuellen Wortschatz. Der genüssliche Zug an der E-Zigarette, das Glas Wein oder die doch etwas zu teure Armbanduhr sind Selbstbelohnungen, die uns wieder ins Gleichgewicht bringen können.

Echte oder manipulierte Anerkennung: Selbstbelohnung durch die Hintertür

Wem Ersatzhandlungen zur Befriedigung des Selbstwertbedürfnisses nicht genügen, sorgt über Umwege dafür, dass ihn oder sie sein Umfeld über das gewöhnliche Maß hinaus anerkennt. Abgesehen von erzwungener Anerkennung, die natürlich keine ist, wird heute sehr oft der Trick der falschen Anerkennung angewendet, um im Gegenzug selbst Anerkennung zu ernten. Besser bekannt ist das unter dem Spruch: „Honig ums Maul schmieren“. Das funktioniert prächtig, selbst wenn es meist durchschaut wird. Echte Anerkennung ist heute aus den oben angeführten Gründen eher selten und darf nicht dem Selbstzweck dienen.


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