Der Welterfolg des Buches „Das Parfum“ von Patrik Süskind, beruht nicht nur auf der brillant erzählten Geschichte. Schöne Düfte oder angenehme Düfte sind für den Menschen noch heute in gewisser Weise eine geheimnisvolle Sache, weil sich ihre Wirkung auf einer nur schwer erfassbaren Ebene abspielt. Während sich für die weiteren Sinne, das Hören, das Sehen und auch das Schmecken, relativ klar eingrenzbare Bereiche ergeben, nuancieren die Düfte in Millionen Varianten, die uns überwiegend im unbewussten Teil unseres Empfindens beeinflussen.
Nicht umsonst zeigte sich, um noch einmal das Buch oder nun den Film zum Buch „Das Parfum“ zu bemühen, das Labor des Parfümeurs Baldini, hervorragend gespielt von Dustin Hoffman, wie eine Hexenküche. Die heutigen Labore, in denen zum Beispiel ein Duft wie JOOP Homme entsteht, haben nichts mehr mit Hexenküchen gemein, geheimnisvoll bleiben sie für Uneingeweihte aber weiterhin.
Vieles in der Welt der Düfte liegt noch im Dunklen
Warum Sie und jede andere Person mit gesunder Geruchswahrnehmung so unterschiedlich auf Düfte oder Gerüche reagieren, ist bisher nur in Ansätzen erforscht. Immerhin hat die Wissenschaft den Vorgängen einen bzw. mehrere Namen gegeben. Es sind die Botenstoffe und im Besonderen die dazugehörigen Pheromone, die als Träger bestimmter Inhaltsstoffe eines Parfums in Verbindung mit den Pheromonen des Eigengeruchs, eben Botschaften an das Unterbewusste des Gegenübers vermitteln.
Allerdings ist dies ein eher theoretisches Grundgerüst. Bisher ist nur ein einziges Pheromon tatsächlich nachgewiesen und das stammt nicht vom Menschen, sondern vom weiblichen Seidenspinner. Allein für diesen Nachweis wurden 20 Jahre Forschung und 500.000 Drüsen von Seidenspinnerweibchen benötigt.
Riechen und Duft empfinden sind zwei verschiedene Dinge
Obwohl wir der Meinung sind, dass wir unsere Umgebung vollständig olfaktorisch erfassen, gilt dies nicht für die Pheromone. Normale Gerüche, etwa der Duft einer Sommerwiese oder auch der Geruch schwelender Holzkohle auf dem Grill, werden von V2-Rezeptoren erfasst. Botenstoffe oder Pheromone jedoch, werden von V1-Rezeptoren aufgenommen, die wiederum zum Jacobson-Organ gehören, quasi eine andere, spezielle Abteilung. Die liegt zwar auch in der Nase, aber sie dient einzig und allein der Erfassung von Botenstoffen.
Vereinfacht ausgedrückt dienen Pheromone dazu, unser zwischenmenschliches Verhalten zu beeinflussen.
Jemanden riechen können ist durchaus wörtlich zu verstehen
Sie kennen das sicher, Sie können eine Person, die Sie gerade kennengelernt haben, einfach nicht ausstehen, empfinden nichts Besonderes für die Person oder Sie fühlen sich von ihr angezogen. Das hat sehr viel mit den beschriebenen Botenstoffen zu tun.
Allerdings werden Pheromone oder Botenstoffe relativ leicht von normalen Gerüchen überlagert. Sie können verstärkt werden, sowohl positiv als auch negativ. Schweiß zum Beispiel ist so ein Verstärkungsfaktor. Aber auch wohlriechendes Frauen- oder Männerparfum. Natürlich sind die Parfümeur:innen dieser Welt bestrebt, Düfte zu kreieren, die die Botenstoffe positiv unterstützen. Bis heute jedoch gelingt dies nach wie vor nur durch den bekannten wissenschaftlichen Ansatz von Versuch und Irrtum sowie viel Erfahrung im Umgang mit den Kredenzen.
Vielleicht sind irgendwann in der Zukunft einmal alle menschlichen Pheromone entdeckt. Dann könnte das Parfüm entstehen, das alle Menschen dazu bringt, sich zu lieben. Aber ohne dafür, wie in Süskinds Roman, reihenweise junge Frauen umzubringen.