Nervenzusammenbruch am Schreibtisch

Wann macht der Beruf glücklich?

Job und Glück – geht das zusammen? Grundsätzlich ja, doch für viele ist es ein weiter Weg dahin. Die Gründe für das Umherirren am Arbeitsmarkt sind vielschichtig. Wie kann es gelingen, den Job zu finden, der glücklich macht?

Frühe Entscheidungen – falsche Berufswahl

Frühkindliche Bildung und Schulabschlüsse sind in Deutschland streng reglementiert. Die Schulpflicht besteht bis zum 18. Geburtstag, streng genommen bis zum Tag davor. Sie umfasst grundsätzlichden Besuch von allgemeinbildenden Schulen für neun Jahre. Ist dies vor Vollendung des 18. Lebensjahres bereits erreicht, sollen weiterbildende Schulen oder Ausbildung folgen. Kurz vor Ende der jeweiligen Schulform gibt es in Schulen die berufsorientierenden Angebote, die jungen Menschen helfen sollen, den passenden Job zu finden. Die Praxis zeigt, dass aber ausgerechnet diese Angebote nicht in den regulären Schulunterricht einfließen, sondern schulbegleitend präsentiert werden. Das bedeutet Zusatzaufgaben für Lehrende und Lernende, die nicht immer mit großer Motivation übernommen werden.

Hauptschüler:innen sollen sich im Schnitt mit 16 Jahren für einen Beruf entscheiden, Realschüler:innen zwischen 16 und 18 Jahren und Abiturient:innen zwischen 17 und 19 Jahren. Als Berater:innen sind ihnen Lehrer:innen zur Seite gestellt, die außer ihrem eigenen Beruf selten Kenntnisse über den Arbeitsmarkt und die unterschiedlichen Anforderungen an Bewerber:innen haben. Entsprechend gelingt es ihnen nicht, den interessierten Schüler:innen zu vermitteln, was auf sie zukommt, wenn sie sich für konkrete Berufe entscheiden. Nicht selten brechen Auszubildende schon nach kurzer Zeit ihre Ausbildungen ab, weil sie mit völlig falschen Vorstellungen bezüglich Beruf und Arbeitsalltag gestartet sind.

Abiturient:innen haben mit dem Abschluss am Gymnasium nur selten eine konkrete Vorstellung davon, was sie studieren wollen, geschweige denn, welche Arbeiten es für Absolvent:innen bestimmter Studienfächer am Arbeitsmarkt gibt.

Professionelle Jobratgeber und Coachings werden von Schüler:innen kaum genutzt, dabei kann es gerade für so junge Menschen von Vorteil sein, begleitet statt geleitet zu werden.

Einfluss von Eltern, Lehrer:innen und anderen Vorbildern

Eltern, Großeltern und Lehrer:innen bilden Kinder und Jugendliche unter einem gewissen Erwartungsdruck heran. Nur wenige Kinder und Jugendliche dürfen sich ausprobieren und selbst kennen lernen und erfahren, wo ihre Stärken liegen. Gute Noten sind prädestiniert dazu, dass die Kinder etwas „rechtes“ Lernen oder gar studieren. Ob es das Richtige ist, wird weder von Eltern noch Kindern hinterfragt. Tatsächlich ist die Freude über Zusagen zu Ausbildungs- oder Studienplätzen riesig und eine Zeit lang scheinen die meisten jungen Menschen auch froh zu sein mit ihrer Wahl.

Treten erste Zweifel auf, so scheuen sich viele, dies ihren Eltern zu offenbaren und quälen sich durch Studiengang oder Ausbildung hindurch, um dann den vorgezeichneten Weg weiter zu absolvieren. Die getroffene Entscheidung wird in solchen Fällen nicht revidiert und belastende Lebensumstände werden als normal hingenommen.

Chancengleichheit hat auch eine Kehrseite

Besonders Kinder aus benachteiligten Familien wollen die stolzen Eltern oft nicht enttäuschen. Meist haben sie sich ihren Bildungsstand ja auch schwer erkämpft und werden bei jeder Gelegenheit als Musterbeispiele für Chancengleichheit in den Fokus gerückt. Entsprechend gehen sie oft lange einen beruflichen Weg, der nicht ihrem Naturell und ihren Wünschen entspricht, um andere dadurch zufrieden zu stellen.

Glück, Sinn und Werte

Am ehesten finden Menschen ihr Glück im Beruf, wenn dieser sinnstiftend ist und ihren Werten entspricht. Dabei müssen es gar nicht unbedingt humanitäre Berufsbilder wie Pfleger:in, Ärzt:in oder Erzieher:in sein, die diese Personen innehaben. Der oder die Busfahrer:in liebt vielleicht das Unterwegssein und sieht sich als verantwortungsvollen Menschen, der sich für das Wohl seiner Passagier:innen einsetzt, um sie sicher von A nach B zu bringen; der oder die Gärtner:in lebt vielleicht im Beruf den Wunsch aus, Natur zu erhalten und Arten zu schützen.

Das eigene Menschen- und Weltbild entwickelt sich mit dem Alter und wird von eigenen Erlebnissen geprägt. Entsprechend kommen die meisten Menschen in der Mitte ihres Lebens an einen Punkt, an dem sie ihren Job hinterfragen und einen Neuanfang wünschen.

Tue ich noch das Richtige?

Fest steht, dass jeder Beruf seine Daseinsberechtigung hat und irgendwie gebraucht wird. Doch ist es noch das Richtige für einen selbst, Menschen Versicherungen zu verkaufen oder unzufriedenen und maulenden Kund:innen einen schönen Tag zu wünschen? Bereits dann, wenn die Antwort nicht mehr auf ein spontanes Ja hinausläuft, sollte weitergefragt werden, was denn richtiger wäre.

Hat mein Job mich verändert?

Unzufriedenheit im Job führt dazu, dass sich politische und persönliche Einstellungen verändern können. Solidarische Menschen ertappen sich beispielsweise plötzlich dabei, wie sie Vorurteilen zustimmen und fühlen sich damit schlecht. Eine Zeit lang versuchen sie vielleicht, sich selbst zu verändern, merken jedoch irgendwann, dass es der Job ist, der gewechselt werden sollte.

Das Glück im Job finden

Um den Job zu finden, der wirklich glücklich macht, müssen wir erst einmal herausfinden, was Glück für uns bedeutet. Tatsächlich sind es oft kleine Dinge im Leben, die bereits ein Glücksgefühl hervorrufen und für die nur etwas Achtsamkeit nötig ist, um sie zu bemerken.

Im Zusammenhang mit dem Job muss jeder für sich herausfinden, wo die persönlichen Prioritäten liegen. Ist es die Art der Tätigkeit, sind es die Arbeitszeiten oder ist es das Image des Berufs oder des Arbeitgebers? Immer mehr Menschen kürzen ihre Arbeitszeiten, um mehr Freizeit zu haben. Das macht sie dann gleichzeitig auch in ihrem Job glücklicher und zufriedener, wenn ihre Freizeit ein Wert ist, der ihnen am Herzen liegt.

Es ist nicht wichtig, sein eigener Chef oder seine eigene Chefin zu sein, und machen zu können, was man will und wann man will. Vielmehr muss die Arbeit ohne größere Anstrengungen gelingen und in Einklang mit unseren Werten und unserem Leben stehen. Die Work-Life-Balance gewinnt nicht umsonst immer mehr Aufmerksamkeit bei Arbeitgebern. Stimmen die Rahmenbedingungen, kann jeder Job glücklich machen.

Die Zeiten waren nie besser für einen Jobwechsel als jetzt. Qualifizierungen werden gefördert und Menschen jeden Alters scheuen nicht davor zurück, sich noch einmal auf die Schulbank zu setzen, zu studieren oder Ausbildungen zu absolvieren, um ihr Glück im Beruf finden zu können. “Jeder ist seines Glückes Schmied” trifft nirgends mehr zu als in der Gestaltung der eigenen Karriere. Wir müssen es nur erkennen und aktiv werden.

Fazit: Glücklich sein im Beruf funktioniert nur, wenn wir uns selbst wichtig nehmen und akzeptieren. Nur, wer sich kennt und sich selbst liebt, kann in dem, was er tut, Glück finden: der oder die Konditor:in beim Torten verzieren, der oder die Künstler:in beim Schaffen und der oder die Förster:in beim Pflanzen eines Baumes. Die innere Einstellung, der Biorhythmus und die Arbeit müssen zusammen passen.


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