Stethoskop liegt auf Krankenakte

Der Pflegeberuf im Wandel

Seit Jahren wird über den Pflegenotstand debattiert und in dem Zuge auch über die Wertung und Reformierung der Pflegeberufe. Mit dem Pflegeweiterentwicklungsgesetz wurden Grundlagen geschaffen, mit denen auch Personen mit einem erhöhten Betreuungsbedarf einen Pflegegrad erhalten können und die das Einsatzgebiet der zusätzlichen Betreuungskräfte geschaffen. Trotzdem fehlen in der Pflege Fachkräfte und das, obwohl die Beschäftigung in der Pflege für viele Zuwanderer ein Grund ist, nach Deutschland zu kommen. Kurzum: es ist dringend ein Wandel notwendig.

Die Ausbildung in der Pflege in Deutschland

Erst vor zwei Jahren wurde die Pflegeausbildung reformiert. Galt es bis dahin, dass die Ausbildungen zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, Altenpflegerin und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern separate Berufsbilder waren, wird seit Einführung des neuen Ausbildungsmodells mit der Bezeichnung „Generalistische Pflegeausbildung“ der Berufsabschluss Pflegefachmann/-frau erreicht und im letzten Ausbildungsabschnitt die Spezialisierung vorgenommen. Dies soll den Einsatz von ausgebildeten Fachkräften flexibler ermöglichen, weil gleiche Lerninhalte bis zur Spezialisierung gleiche Voraussetzungen schaffen.

Die Zugangsvoraussetzungen zur Pflegeausbildung wurden zumindest auf dem Papier hochgestuft. Konnten früher auch Hauptschulabsolventen direkt mit der Ausbildung beginnen, so müssen diese eine Pflegehelferausbildung nachweisen, bevor sie zur Ausbildung zugelassen werden. Da diese Ausbildung aber als erstes Lehrjahr angerechnet wird, hat sich in der Praxis nicht sehr viel verändert.

Im internationalen Vergleich wird die Ausbildung in Deutschland zwar geschätzt, doch andere Länder haben die Pflegeberufe schon seit langem zu einem Studienberuf gemacht.

Die Einsatzgebiete von Pflegefachkräften

Wurden Alten- und Krankenpfleger früher überwiegend in Kliniken und Pflegeheimen gesehen, haben sich inzwischen viele Einsatzmöglichkeiten für Pflegefachleute aufgetan. Seit pflegenden Angehörigen zugestanden wird, selbst Urlaub machen zu dürfen, gibt es Einsätze in der Verhinderungspflege, die teilweise mit Reisen und dem zeitlich begrenzten Einsatz in Privathaushalten verbunden ist. Immer mehr Hotels bieten Reisen für Angehörige und Pflegebedürftige an und stellen hier ebenfalls Personal zur Unterstützung der erholungsbedürftigen Angehörigen ein.

Ambulante Pflegedienste sehen die meisten vor allem in der Pflegeunterstützung von Senioren, doch auch diese Einsätze sind sehr abwechslungsreich und reichen von dem Verabreichen von Heparinspritzen bei jüngeren Operierten bis zur Medikamentengabe bei Süchtigen, die sich in Betreuungsprogrammen befinden.

Rehakliniken bieten ebenfalls Einsatzmöglichkeiten, je nach behandelten Krankheitsbildern sind die Pflegeaufgaben hier aber deutlich leichter als in Krankenhäusern.

Wie neue Arbeitszeitmodelle die Pflegekräfte entlasten sollen

Schon immer galt die Pflege als Lieblingsberuf bei Frauen, inzwischen gibt es zwar auch immer mehr männliche Bewerber, doch nach wie vor ist der Pflegeberuf mit Kinderbetreuung und Familienleben nur schwer vereinbar. Dies liegt an den Arbeitszeiten, die vor Sonn- und Feiertagen nicht Halt machen, an Nachtdiensten und am Mangel von Fachkräften, der nur durch Überstunden, Rückruf aus Urlaub oder Freizeit zu kompensieren ist.

Neue Arbeitszeitmodelle sollen hier Entlastung schaffen, so werden Zwischenschichten organisiert, die dafür sorgen, dass in den arbeitsintensiven Zeiten mehr Personal da ist, als beispielsweise zu Ruhezeiten. Dies ist vor allem in Seniorenheimen hilfreich und kommt auch den Bewohnern zugute, die nicht am Tage gebadet oder bereits mit dem Sandmann ins Bett gebracht werden müssen.

Späte Spätdienste reichen beispielsweise vom Ende des normalen Spätdienstes bis in die ersten Stunden des Nachtdienstes. Mehr Personal in den Abendstunden bedeutet, dass Pflegeempfänger nach dem Klingeln schneller erreicht und beispielsweise noch ins Bad begleitet werden können.

Geteilte Dienste gelten als unbeliebt und sie werden nur noch selten eingeplant. Dafür bieten kurze Dienstzeiten Einsatzmöglichkeiten für Mitarbeitende in der Elternzeit. Gerade abends ist die Kinderbetreuung oft durch Partner gesichert, so dass Eltern, die sich gerne in ihrem Beruf betätigen möchten, dies auch können.

Die Praxis sieht inzwischen so aus, dass Dienste um Kinderbetreuungszeiten herum organisiert werden, um jeden motivierten Mitarbeitenden halten zu können.

Umverteilung von Aufgaben

Im Pflegebereich ist genau geregelt, mit welcher Qualifikation bestimmte Pflegehandlungen übernommen werden dürfen. Aufgaben wie das Verteilen von Essen oder Erfragen von Essenswünschen, die früher oft vom Pflegepersonal mir erledigt werden, entfallen teilweise, weil Freiwillige diese übernehmen oder es spezielle Kräfte gibt, die sich hierum kümmern. Sehr große Kliniken haben Serviceassistenten, Menüassistenten etc. die solche Aufgaben übernehmen oder lassen die Bestellung des Wunschessens gar digital vornehmen. Dies schafft dem Pflegepersonal zwar mehr Zeit, nimmt aber auch Möglichkeiten zur Kommunikation mit den Pflegeempfängern, was viele Fachkräfte und auch Patienten bedauern.

Dokumentation gab es schon immer, doch gesetzliche Grundlagen und Digitalisierung schufen neue Aufgaben für Pflegefachkräfte und die zunehmende Bürokratie wird von vielen Pflegefachkräften als zeitaufwendig bewertet. Andererseits ist die Dokumentation der Nachweis für erbrachte Leistungen, der im Falle eines Rechtsstreits darüber entscheidet, ob dem Pflegepersonal ein Versäumnis nachzuweisen ist oder nicht. Daher wird hier natürlich die nötige Sorgfalt eingebracht und die Zeit hierfür von der eigentlichen Pflege abgezweigt.

Mit der Umbenennung der Krankenpflegeberufe in Gesundheits- und Krankenpflege wurde dem Thema Prophylaxe und Gesundheitserhalt Rechnung getragen. Die Vermeidung von Krankheit ist sicher der beste Weg zur Entlastung von Pflegepersonal. Glücklicherweise wird hier auch der Mitarbeitende gesehen und es gibt in Pflegeeinrichtungen Anleitungen und Fortbildungen zur eigenen Psychohygiene, dem ressourcenschonenden Umgang mit Pflegeempfängern und der Stressbewältigung für das Personal.

Pflege als Studium

Die berufliche Verantwortung im Pflegeberuf wächst mit der Qualifikation. Einerseits ist dies für die Patienten natürlich eine Sicherheit, andererseits für Pflegefachkräfte aber auch eine große Belastung, zumal die Bezahlung von Pflegehelfern und -fachkräften nicht nennenswert abweicht. Immer häufiger sagen sich Auszubildende daher, dass sie nicht bereit sind, für so wenig mehr Verdienst, so viel mehr Verantwortung zu übernehmen.

Es gibt verschiedene Studiengänge in der Pflege, von Pflegewissenschaften, Pflegepädagogik bis hin zum Pflegemanagement. Diese können mit entsprechenden Zugangsvoraussetzungen direkt nach dem Schulabschluss, aber auch von erfahrenen Pflegekräften belegt werden, die die Zugangsvoraussetzungen aufgrund ihrer Berufserfahrung erfüllen.

In der Praxis ist es jedoch so, dass es viele Studierende gibt, die nach dem Abschluss keine geeignete Position im Klinikbetrieb finden, die ihrer Qualifikation gerecht wird und sie im Grunde dieselben Tätigkeiten ausüben wie ausgebildete Pflegefachkräfte.

Fazit: Mit dem Pflegeweiterentwicklungsgesetz und der Reform des Berufes sind gute Ansätze geschaffen, die sich in der Praxis aber immer wieder als lückenhaft erweisen. Ein gutes Gesundheitssystem ist teuer und die Gesundheitspolitik ist nicht ohne Grund immer auch ein großes Thema im Wahlkampf. Ob die Umstrukturierung der Ausbildung nennenswerte Einflüsse hat, muss sich noch erweisen, denn die ersten Auszubildenden nach der Reform befinden sich erst in der Mitte ihrer Ausbildungszeit.


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