In dieser Ostergeschichte, die in Bosnien und Herzegowina spielt, will Lejla unbedingt lernen, was ihr Opa wie ein Geheimnis hütet: winzige Hufeisen auf zerbrechliche Ostereier zu nageln. Doch statt glitzernder Glückseier gibt es erst mal nur knack und Scherben. Ob es ihr am Ende doch gelingt, ein richtiges Hufeisen-Ei zu schaffen – und was Geduld damit zu tun hat?
Unten auf der Seite gibt es die Ostergeschichte „Das Ei mit den kleinen Hufeisen“ als PDF zum Download sowie Quizkarten zum Osterbrauch der Hufeisen-Eier.
Steckbrief zur Ostergeschichte mit dem Osterbrauch aus Bosnien-Herzegowina
Hier zunächst eine kurze Übersicht zur Geschichte „Das Ei mit den kleinen Hufeisen“ – mit Altersgruppe, Themen und zentralen Botschaften:
| Kriterium | Klassifizierung |
|---|---|
| Gehört zu | Ostergeschichten, Kindergeschichten, kurze Geschichten, Geschichten für die Grundschule |
| Altersgruppe | Zum Vorlesen: ca. 5 bis 9 Jahre (Lesezeit 3 bis 4 Minuten) Zum Selberlesen: ca. 7 – 10 Jahre (Grundschule ) |
| Osterbrauch | Besondere Hufeisen-Ostereier aus Kreševo (Bosnien und Herzegowina), bei denen winzige Hufeisen auf bemalte Eier genagelt werden |
| Themen | Geduld und Dranbleiben, altes Handwerk und Familientradition, Lernen aus Fehlern, Selbstvertrauen, Großeltern-Enkel-Beziehung |
| Botschaften | Meisterschaft braucht Zeit: Niemand kann etwas beim ersten Versuch perfekt. |
| Fehlversuche und „kaputte Eier“ gehören zum Lernen dazu und sind kein Grund aufzugeben. | |
| Traditionen bleiben lebendig, wenn Kinder sie ausprobieren und ihren eigenen Weg darin finden. |
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Das Ei mit den kleinen Hufeisen
In Kreševo, einem kleinen Ort in Bosnien und Herzegowina, klang es vor Ostern im Hinterhof immer gleich: klack, klack, klack. Es war nicht das Hufeisen eines Pferdes, sondern der kleine Hammer von Lejlas Opa in seiner Werkstatt hinter dem Haus.
Auf dem Tisch standen Eier, kleine Gläser mit Farbe – und eine alte Holzschachtel. In ihr lagen winzig kleine Hufeisen und noch kleinere Nägel.
„Opa, zeigst du mir wieder deine Hufeisen-Eier?“, rief Lejla.
Opa nickte und hielt ein Ei ins Licht. Es war bemalt und hatte ringsherum kleine silberne Hufeisen auf der Schale. „Früher habe ich richtige Pferde beschlagen“, sagte er. „Jetzt bekommen die Ostereier ihre Hufeisen. Das ist unser besonderer Brauch hier in Kreševo. Jedes Hufeisen soll Glück bringen.“
Lejla strahlte. „Dieses Jahr will ich auch so ein Ei machen. Ganz allein!“
Opa kratzte sich am Bart. „Dafür braucht man ruhige Hände und viel Geduld. Das ist nichts für Leute, die schnell aufgeben.“
„Ich gebe nicht auf“, sagte Lejla sofort.
Sie begann mit einem hartgekochten Ei, das sie blau bemalt hatte. Opa zeigte ihr, wie man das kleine Hufeisen vorsichtig auflegt, den winzigen Nagel hält und mit einem leichten Schlag festmacht.
Lejla holte tief Luft, setzte den ersten Nagel an – knack. Ein feiner Riss zog sich durch die Schale.
„Oh nein!“, stöhnte sie. „Ich hab’s kaputtgemacht.“
Opa legte das zerbrochene Ei beiseite. „Mein erstes Hufeisen-Ei sah schlimmer aus“, meinte er. „Meisterschaft entsteht aus vielen Versuchen, nicht aus einem einzigen.“
Beim zweiten Ei machte sie zwei Hufeisen, beim dritten sogar drei. Beim vierten brach die Schale wieder. Irgendwann stapelten sich die missglückten Eier in einer Schüssel.
„Ich kann das nicht“, murmelte Lejla.
Opa holte aus der Schublade ein kleines Holzei. „Dann üben wir erst hier. Ohne Angst vor Rissen.“
Sie übte. Nagel ansetzen, leicht klopfen, nicht zu fest drücken. Draußen wurde der Himmel rosa und dann dunkel. Lejla merkte gar nicht, wie die Zeit verging.
„Noch ein letztes richtiges Ei für heute“, sagte Opa. Er reichte ihr ein rot bemaltes, ausgeblasenes Ei.
Lejla setzte sich ganz gerade hin. Sie zählte in Gedanken: „Eins – atmen – zwei – atmen.“ Ein Hufeisen, zwei, drei … Kein Riss! Ihre Finger zitterten ein bisschen, aber sie hörte nicht auf.
Als das letzte Hufeisen fest war, legte sie das Ei vorsichtig in Opas Hand. Er drehte es langsam. Die kleinen Metallbögen glänzten auf dem Rot wie ein Kranz.
„Das ist wunderschön“, sagte er bewundernd. „Jetzt kann ich sagen: In unserer Familie gibt es einen Hufeisen-Meister und eine Hufeisen-Meisterin.“
An Ostern stand Lejlas Ei in einem Körbchen am Fenster. Die Nachbarn blieben stehen und staunten.
Lejla sah zu ihrem Werk. In ihrem Bauch kribbelte es, als würde etwas vor Freude hüpfen. Komisch, dachte sie, vorhin war ich noch sicher, dass ich das nicht lerne.
Gut, dass ich nicht aufgegeben habe, sonst hätte es dieses Hufeisen-Ei nie gegeben!

Osterbrauch in Bosnien-Herzegowina
In dem Ort Kreševo in Bosnien und Herzegowina gibt es einen ganz besonderen Osterbrauch: Dort werden einige Ostereier nicht nur bemalt, sondern sogar mit winzig kleinen Hufeisen geschmückt.
Früher arbeiteten viele Menschen im Dorf als Schmiede. Statt nur Pferde zu beschlagen, begannen einige von ihnen, zur Osterzeit auch kleine Metallhufeisen zu formen und sie mit winzigen Nägeln vorsichtig auf hartgekochte, bemalte Eier zu nageln. So entstanden echte kleine Kunstwerke – die Hufeisen-Eier.
Jedes Hufeisen gilt als Glückszeichen. Der Brauch zeigt, wie geschickt die Schmiede waren und wie wichtig Handwerk, Geduld und Sorgfalt sind. Heute wird er nur noch von wenigen Menschen weitergeführt – gerade deshalb sind die Hufeisen-Eier etwas ganz Besonderes im Osterkorb.
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Ostergeschichte als PDF-Datei zum Ausdrucken:
Kleiner Hinweis: Sammeln Sie die Quizkarten zu jeder Osterbrauch-Geschichte von Viabilia, dann entsteht nach und nach ein kleines Europa-Osterquiz, mit dem Kinder spielerisch entdecken können, wie unterschiedlich Ostern in den verschiedenen Ländern gefeiert wird. Demnächst bekommen alle Newsletter-Abonnent*innen eine kleine Zugabe zu diesen Quizkarten.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude mit den Ostergeschichten!
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