Mann und Frau nehmen gemeinsam Selfie auf

Neue Funktionen bei Tinder und anderen Dating-Apps

Das wachsende Interesse der Zeitgenoss:innen an Online-Dating-Diensten hat eine neue Welle des Wettbewerbs zwischen eben diesen Diensten ausgelöst. Haben sich viele Dating-Seiten bis Anfang 2020 nur sehr langsam entwickelt und nur gelegentlich neue Funktionen implementiert, hieß es während der Pandemie: Zeit für Veränderungen!

Die Welt lebt nun schon seit einigen Jahren in einer Pandemie. In manchen Ländern ist sie milde, in anderen hart. In fast allen Ländern steigt jedoch die Zahl der Nutzer:innen von Online-Dating-Diensten. Und damit ist möglicherweise noch nicht Schluss.

Die Vergrößerung des Publikums und der Zuwachs an neuen Nutzer:innen ist gut, um den Dating-Pool zu vergrößern. Wie haben sich diese Veränderungen aber auf die Dating-Plattformen selbst ausgewirkt? Auf diese Frage wollen wir in diesem Artikel eine Antwort geben.

Der Matchmaking-Service

Der Match-Dienst Match.com führt einen Matchmaking-Service ein. Was bedeutet das und wie kann Matchmaking die Welt des Online-Datings verändern?

Eigentlich waren Partnervermittlungen in vielen europäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten schon lange üblich. Allerdings wurden sie meist offline angeboten. Auf der anderen Seite haben sich die Online-Plattformen stark auf verschiedene Algorithmen verlassen, die nicht immer gut funktioniert haben (und funktionieren). Aber es sieht so aus, als hätten die Entwickler:innen von Match.com beschlossen, das zu ändern.

Im November 2021 wurde bekannt, dass 50 Personen bei Match intern zu Dating-Coaches ausgebildet wurden – oder Matchmaker, um genau zu sein. Im Endeffekt sollen diese Menschen als eine Art „menschlicher Filter“ fungieren. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Empfehlungen der Website zu verbessern und den Nutzer:innen zu helfen, die besten Partner:innen für Beziehungen zu finden.

Es wird berichtet, dass die Kosten für diesen Dienst 4,99 USD pro Woche betragen werden. Ob sich die Preise je nach Region ändern werden, ist noch nicht bekannt.

Was muss man hierbei unbedingt verstehen?

Verstehen muss man hierbei, dass Match.com Teil des großen Unternehmens Match Group ist, dem auch die Dating-Dienste Tinder, OkCupid, Meetic, Plenty of Fish und fast zwei Dutzend weitere Dating-Seiten gehören. Dementsprechend können wir davon ausgehen, dass es sich bei der Partnervermittlung im Match-Dienst um eine Art Pilotprojekt handelt, das bei Erfolg auf andere Tochterplattformen der Match Group ausgeweitet werden soll. Ob das stimmt, werden wir in naher Zukunft herausfinden.

Der Musikmodus

Der Musikmodus ist ein netter Bonus, der die Kommunikation auf Tinder auflockert. In letzter Zeit hat sich Tinder zu einem der innovativsten Online-Dating-Dienste entwickelt. Die Funktionen Hot Takes, Vibes und Swipe Night wurden hier schon sehr früh eingeführt. Anfang Dezember 2021 erschien ein Artikel im Blog des Unternehmens, laut dem der neue interaktive Bereich Explore bereits von mehr als 80% der Teilnehmer:innen besucht wurde. Das ist in erster Linie der Verdienst des neuen Musikmodus.

Kurz gesagt ist der Musikmodus die Möglichkeit, Tinder- und Spotify-Konten zu verknüpfen und diese Integration dann zu nutzen. Möglich ist zum Beispiel die Wahl eines Titels, den andere Nutzer:innen hören, wenn sie das eigene Profil besuchen. Das sind die sogenannten Anthems — zu deutsch: Hymnen. Alternativ kann man auch direkt in den Musikmodus gehen und dieselbe Musik hören wie der Gesprächspartner beziehungsweise die Gesprächspartnerin.

Es wird berichtet, dass bereits 40 % der Gen Z Tinder-Mitglieder Anthems zu ihren Profilen hinzugefügt haben. Das ist eine sehr wichtige Funktion, denn ein gemeinsamer Musikgeschmack ist einer der wichtigsten Faktoren, um eine starke Beziehung aufzubauen.

Bedenken Sie auch hier, dass Tinder zur Match Group gehört. Das bedeutet, dass die Integration von Spotify in andere Dienste des Unternehmens auch in Zukunft durchaus möglich ist.

Bumble-Profile und Algorithmen-Update

Kurioserweise ist Bumble einer der wenigen beliebten Dating-Dienste, der nicht zur Match Group gehört. Im Jahr 2017 versuchte der Konzern, das Unternehmen für 450 Millionen USD aufzukaufen, doch der Deal kam nicht zustande.

Am Vorabend des Neujahrsfestes und der Weihnachtsfeiertage 2021 erfreuten auch die Bumble-Vertreter:innen ihre User mit einigen interessanten Neuerungen.

Zum einen werden jetzt unter dem ersten Foto des Nutzers oder der Nutzerin im Profil eine Liste mit seinen beziehungsweise ihren Interessen sowie eine kurze Biografie angezeigt. Dieses Update soll den Leuten helfen, einander besser zu verstehen und buchstäblich auf einen Blick zu entscheiden, ob es sich lohnt, diese bestimmte Person kennen zu lernen.

Zum anderen wird berichtet, dass Bumble einen neuen Matchmaking-Algorithmus eingeführt hat, der auf maschineller Lerntechnologie basiert. Je mehr man den Dienst nutzt, desto besser versteht er, welche Art von Person man sucht, und desto genauer wählt er die besten Matches aus. Außerdem hat der neue Algorithmus gelernt, Fotos zu analysieren und Nutzer:innen auf Basis dieser Fotos zu empfehlen.

Bumble kann jetzt außerdem mit Instagram- und Spotify-Konten verknüpft werden. Es ist noch nicht ganz klar, wie tief diese Integration sein wird und ob zum Beispiel eine Analogie zum Musikmodus oder zu Anthems auf Tinder auch hier existieren wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Bumble-Entwickler:innen haben 2021 eine automatisierte KI-Technologie eingeführt, um Inhalte und Verhaltensweisen zu verfolgen, die gegen die Community-Richtlinien verstoßen. Nach Angaben von Unternehmensvertreter:innen hat dieser Algorithmus in nur einem Jahr mehr als 2,5 Millionen Konten gesperrt, die meisten davon im vollautomatischen Modus ohne Beteiligung von Moderator:innen.

Implementierung von Videochats und Videodates

Die Videochat-Funktion ist für Dating-Seiten und -Apps nicht neu. Tatsächlich wurden Videochats aber erst 2020-2021 so richtig populär. Waren sie früher eher ein angenehmer Bonus zu den Hauptfunktionen von Dating-Seiten, sind sie jetzt fast die Grundlage für die Kommunikation mit neuen Leuten geworden.

Schon heute ist die Videochat-Funktion bei den folgenden beliebten Diensten verfügbar:

  • Bumble;
  • Badoo;
  • The League;
  • The Intro;
  • Fliqpic;
  • JustSayHi;
  • Meet4u;
  • Mico und andere.

Ein wichtiger Punkt ist jedoch, dass Sie Videochats auf Websites und Dating-Apps nicht mit traditionellen Zufalls-Video-Chats wie Omegle vergleichen können. Das sind immer noch sehr unterschiedliche Dinge.

Der Video-Chat — ein Format, das wieder an Beliebtheit gewinnt

Der erste Zufalls-Chat Omegle erschien im Frühjahr 2009, und der erste Zufalls-Videochat Chatroulette nur sechs Monate später. Buchstäblich in den ersten Monaten ihres Bestehens zogen diese Websites ein Millionenpublikum an. Doch dann begannen sie diese aus verschiedenen Gründen zu verlieren, darunter:

  1. schlechte Moderation und eine Fülle von dubiosen Nutzern
  2. Fehlen von praktischen Suchfiltern nach Geschlecht und Standort
  3. die Entstehung von fortschrittlicheren und moderneren Videochats

Doch im Zeitraum 2020-2021 wurden Videochats plötzlich wieder populär. Nutzer:innen, die wegen der Pandemie unter Quarantäne standen, interessierten sich wieder für die Kommunikation mit Fremden per Videolink. Beliebte Blogger und Tiktoker begannen, sich mit Videochats zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt waren verschiedene Alternativen zu Omegle und Chatroulette bereits in der Lage, den Nutzer:innen eine wirklich umfangreiche und bequeme Funktionalität zu bieten. Zu den beliebtesten Video-Chats gehören Chatrandom, Omegle TV, OmeTV und Chatki. Es empfiehlt sich außerdem, sich nicht nur auf einen Dienst zu beschränken. Durch den Wechsel zwischen mehreren Diensten können Sie Ihren sozialen Kreis erheblich erweitern, mehr interessante Nutzer:innen und Gleichgesinnte finden, über beliebige Themen kommunizieren, etwas Neues lernen und sich im echten Leben verabreden, um die Beziehung auf eine neue Ebene zu bringen.

Zusammenfassung

Innovationen sind fast immer gut. In letzter Zeit sind die Online-Dating-Dienste in dieser Hinsicht sehr vielversprechend. Die Frage ist, wie relevant diese Innovationen für die Nutzer:innen selbst sind und wie man Zugang zu ihnen erhält.

Das Hauptproblem bei vielen neuen Funktionen ist, dass sie oft kostenpflichtig oder nur mit dem Kauf eines Premium-Kontos verfügbar sind. Das kann dazu führen, dass manche Nutzer:innen nicht gewillt sind, Geld für Funktionen auszugeben, die sie vielleicht nicht aktiv nutzen.

In manchen Fällen ist ein gewisser Konservatismus sogar besser als eine Überfülle an Innovationen. Videochats zum Beispiel sind nicht besonders innovativ, wenn es darum geht, neue Funktionen zu implementieren, obwohl sie entweder völlig kostenlos oder zumindest kostengünstig sind. Allein in den letzten zwei Jahren haben Omegle und viele seiner Analoga ihr Publikum um das Zwei- bis Vierfache gesteigert. Der Wachstumstrend hält an.


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