Schilddrüse

Warum ist Levothyroxin bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion in Deutschland umstritten?

Die Kontroverse nimmt kein Ende. Im vergangenen Frühjahr wurde eine neue Formel von Levothyrox, einem Medikament zur Bekämpfung der Schilddrüsenunterfunktion, in Umlauf gebracht. Nachdem das Medikament den ganzen Sommer über eher im Hintergrund gestanden hatte, brach Ende August ein Sturm der Kontroverse aus. Seitdem hagelte es Berichte über zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen. Eine Petition wurde online gestellt und es wurde sogar eine Klage wegen Gefährdung des Lebens von Menschen eingereicht. Eine Polemik, die zweifellos noch lange nicht ausgestanden ist.

Was ist Levothyrox?

Es ist ein Medikament, das Levothyroxin, ein synthetisches Molekül eines Schilddrüsenhormons, enthält und in Frankreich von dem deutschen Labor Merck vertrieben wird. Es dient zur Behandlung von Hypothyreose, einer Funktionsstörung der Schilddrüse, die keine oder zu wenig Hormone, hauptsächlich Thyroxin, produziert. Bei Patient:innen mit Hypothyreose, meist Frauen über 50, verlangsamen sich viele Körperfunktionen. Das häufigste Symptom ist eine starke Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Schlafbedürfnis. Es gibt aber auch weniger häufige Symptome wie Gewichtszunahme, übermäßige Frösteligkeit, Verstopfung, Blähungen und eine verminderte Libido.

In Deutschland leiden nicht weniger als 3 Millionen Menschen an einer Schilddrüsenunterfunktion und nehmen regelmäßig Levothyrox ein. Dies erklärt auch das Ausmaß der Kontroverse. Nicht alle haben jedoch den gleichen Bedarf an dem Medikament. Bei einigen geht es darum, eine geringe Unannehmlichkeit zu lindern, bei anderen ist es sehr wichtig, zum Beispiel im Rahmen einer Schwangerschaft. Für diese Menschen kann die Einnahme von Levothyrox essentiell sein.

Was ist der Ursprung der Kontroverse?

Das ursprüngliche Problem bestand darin, dass sich die Zusammensetzung des Medikaments Anfang März geändert hat. Auf Ersuchen der Nationalen Agentur für Arzneimittelsicherheit (ANSM) änderte Merck die Formel von Levothyrox, um eine größere Stabilität des Wirkstoffgehalts zu gewährleisten. Die Dosierung hat sich also nicht geändert. Es sind die Hilfsstoffe, die nicht-aktiven Substanzen, die Levothyroxin begleiten, die geändert wurden. So wurde die allergieauslösende und manchmal schlecht verträgliche Laktose durch Mannitol und Zitronensäure ersetzt. Das eine wird als Süßstoff in Kaugummis verwendet, das andere ist ein weit verbreitetes Konservierungsmittel in Lebensmitteln. Zwei alltägliche und harmlose Produkte. Und doch …

Worüber beschweren sich Patient:innen?

Seitdem die neue Formel auf dem Markt ist, gibt es zahlreiche Berichte von Anwendern, die über neue Nebenwirkungen berichten. Die medienwirksamste ist zweifellos die von Anny Duperey, die am Mittwoch in der Zeitung “Le Parisien” einen “Alarmschrei” ausstieß. Wie viele andere Patienten klagt die Schauspielerin über Schwindel, große Müdigkeit, Krämpfe oder Darmprobleme. Andere nennen Sehstörungen, beginnende Depressionen oder auch Aggressionsschübe. Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion können in Deutschland Levothyroxin bei der Deutsche Medz kaufen.

Behandlungen

Die klassische Behandlung der Hypothyreose beruht auf der täglichen Einnahme von Schilddrüsenhormonen, d. h. des Hormons Thyroxin oder T4 (Levothyroxin). Eine im April 2017 veröffentlichte Studie stellt jedoch die Verwendung von Levothyroxin bei bestimmten Formen der Hypothyreose bei älteren Menschen in Frage. Bei einer Hypothyreose ist es wichtig, eine ausreichende Menge an Jod zu sich zu nehmen, das in der Regel in Salz (Jodsalz) enthalten ist, aber auch in besonders jodreichen Lebensmitteln wie Fisch, Meeresfrüchten oder Algen, die reich an natürlichem Jod sind.

In Maßen sollten Sie hingegen bestimmte Lebensmittel verzehren, die den Stoffwechsel stören und den Jodbedarf erhöhen können, wie Kohl (der eine Substanz enthält, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen verringert), Rucola (Rucola in der Schweiz), Brokkoli oder Blumenkohl.

Konsultieren Sie zu dieser Thematik auf jeden Fall Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin!


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