Hanfblatt wird vor klaren Himmel gehalten

Hanf: eine lange, verrückte Geschichte

Hanf gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Im heutigen Großraum Stuttgart trugen die Menschen vor rund 2600 Jahren nachweislich Kleidung oder nutzten Seile aus Wild-Hanf. Im Reich der Mitte, in China, wurde Hanf, soweit wir wissen, schon vor rund 12000 Jahren als Getreide angebaut. Die erste Gutenberg-Bibel wurde auf Hanf-Papier gedruckt und die Unabhängigkeitserklärung der USA besteht gleichermaßen aus Hanf. Über Jahrtausende war Hanf die meistangebaute Nutzpflanze der Welt. In Deutschland selbst finden sich in vielen Dörfern und Städten Straßen mit Namen wie Seilergasse oder Seilerweg. In diesen Straßen wurden bis in das 19. Jahrhundert hinein Seile aus Hanf und Flachs gedreht. Erst der Verdrängungswettbewerb durch die Baumwolle, von Sklaven angebaut und geerntet und damit spottbillig, und letztlich das auf Drängen der USA erlassene weltweite UN-Verbot 1961 ließen die Pflanze mit den fünfgliedrigen Blättern in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Heute, im 21. Jahrhundert, werden sich die Menschen langsam wieder der Hanf-Pflanze und ihrer umfassenden Nutzungsmöglichkeiten auch jenseits des Rausches bewusst. Heute lassen sich Bestandteile des Hanfs in einem CBD Shop legal erwerben. Klar ist jedoch, dass Cannabis seine Jahrtausende alte Erfolgsgeschichte erst dann wirklich fortsetzen kann, wenn die Pflanze von der Liste des UN-Einheitsabkommen über psychotrope Substanzen von 1961 gestrichen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt vollzieht jeder Staat, der Mitglied der UN ist, bei der Legalisierung von Hanf eine Gratwanderung, die bestenfalls in einer rechtlichen Grauzone endet.

Deutschland und die Cannabis-Agentur

Selbst der in Deutschland schon einige Zeit verwendete medizinische Hanf konnte nur mittels eines Tricks gegenüber der UN-Konvention legalisiert werden. So tritt die Bundesrepublik zunächst als Käufer aller in Deutschland angebauten Medizin-Hanfpflanzen in Erscheinung, um diese dann an die Großhändler zu verkaufen. Die Gründung dieser Cannabis-Agentur im Jahr 2017 war der einzige legale Weg, um nicht gegen das UN-Abkommen zu verstoßen, das die Einschaltung einer staatlichen Stelle beim Handel mit Suchtstoffen vorsieht. Die Niederlande und Österreich haben ähnliche Einrichtungen.

Andere Staaten machen es sich einfacher und ignorieren das UN-Abkommen. Tatsächlich wurde bisher kein einziges Land, das Cannabis legalisierte, von der UN deswegen sanktioniert. Allerdings wagt auch kaum ein Staat die absolute Legalisierung. Selbst in den Staaten mit den größten Freiheiten bezüglich Cannabis gibt es mindestens Obergrenzen beim Besitz oder beim Anbau. Die größte Freiheit bezüglich Hanf bietet aktuell Kanada. Seit 2018 ist im zweitgrößten Land der Erde der Konsum und Besitz von Cannabis erlaubt. Allerdings darf die Pflanze nicht in Lebensmitteln verarbeitet werden. Auch der US-Bundesstaat Colorado ist sehr großzügig beim Cannabis-Gebrauch. Bis zu 28 Gramm pro Tag sind erlaubt, auch in Form von Keksen oder Schokolade. Allgemein sind die USA durchaus als Paradies für Cannabis-Nutzer:innen anzusehen. Wer Cannabis nicht nur für medizinische Zwecke, sondern rein um des Vergnügens willen nutzen möchte, kann dies in den folgenden US-Bundesstaaten tun:

  • Alaska
  • Colorado
  • Illinois
  • Kalifornien
  • Maine
  • Massachusetts
  • Nevada
  • Oregon
  • Washington
  • Washington D. C.
  • Vermont

Die Legalisierung in Europa

Kein einziger europäischer Staat hat bisher Cannabis, das nicht medizinischen Zwecken dient, vollkommen legalisiert. Es wurden allerdings, wie in den Niederlanden, zum Beispiel Toleranzgrenzen eingeführt. Auch wenn oft Gegenteiliges behauptet wird: in Holland ist der Anbau und Großhandel von Cannabis für nichtmedizinische Zwecke verboten. Die zahlreichen Coffeeshops verkaufen legal Joints, die sie zuvor illegal von Drogenhändler:innen gekauft haben. Das zeigt: Die Gesetzeslage in Europa bezüglich Cannabis ist vor allem für Laien schon lange nicht mehr überschaubar und steht im Widerspruch zur gelebten Realität.