Schöne Sprüche und Weisheiten von Friedrich Rückert
(geb. 16.5.1788 in Schweinfurt - 31.1.1866), deutscher Dichter und Übersetzer
Ausgewählte Sprüche von Friedrich Rückert
Des fremden Kindes heiliger Christ
Es läuft ein fremdes Kind
am Abend vor Weihnachten
durch eine Stadt geschwind,
die Lichter zu betrachten,
die angezündet sind.
Es steht vor jedem Haus
und sieht die hellen Räume,
die drinnen schau’n heraus,
die lampenvollen Bäume;
weh wird’s ihm überaus.
Das Kindlein weint und spricht:
“Ein jedes Kind hat heute
ein Bäumchen und ein Licht,
und hat dran seine …
Nie stille steht die Zeit,
der Augenblick entschwebt,
und den du nicht genutzt,
den hast du nicht gelebt.
Wenn der Freund dich kränkt,
verzeih’s ihm und versteh’,
es ist ihm selbst nicht wohl,
sonst tät er dir nicht weh.
Am Abend wird man klug
für den vergangenen Tag,
doch niemals klug genug
für den, der kommen mag.
Frage nicht, was das Geschick
morgen will beschließen.
Unser ist der Augenblick,
Lass’ uns den genießen.
Schlägt dir die Hoffnung fehl,
nie fehle dir das Hoffen!
Ein Tor ist zugetan,
doch tausend sind noch offen.

Willst du, dass wir mit hinein,
in das Haus dich bauen,
lass es dir gefallen, Stein,
dass wir dich behauen!
Das kann kontrovers gesehen werden … Individualität versus Gemeinwohl.

Salz und Brot
Zum neuen Heime wünschen wir,
dass ihr glücklich und zufrieden seid.
Zu eurem Einzug haben hier
zwei Gaben wir bereit:
Das Brot, es gehe niemals aus,
und Salz, das würze jeden Schmaus,
solange ihr hier weilt und
euer Brot mit guten Freunden teilt.
Solange ihr habt Salz und Brot
bleibt ferne von euch alle Not.

Ich wünsche, dass dein Glück
sich jeden Tag erneue,
dass eine gute Tat
dich jede Stund erfreue!
Und wenn nicht eine Tat,
so doch ein gutes Wort,
das selbst im Guten wirkt,
zu guten Taten fort.
Und wenn kein Wort,
doch ein Gedanke schön und wahr,
der dir die Seele mach
und rings die Schöpfung klar.
Wem ein Geliebtes stirbt,
dem ist es wie ein Traum,
die ersten Tage kommt er
zu sich selber kaum.
Wie er’s ertragen soll,
kann er sich selbst nicht fragen;
und wenn er sich besinnt,
so hat er’s schon ertragen.

Wer zwingen will die Zeit,
den wird sie selber zwingen;
wer sie gewähren lässt,
dem wird sie Rosen bringen.

Den Gärtnern
Ich zog eine Winde am Zaune,
und was sich nicht wollte winden,
begann ich aufzubinden.
Und dachte, für mein Mühen
sollt es nun fröhlich blühen.
Doch bald hab ich gefunden
dass ich umsonst mich mühte;
nicht, was ich angebunden, war
was am schönsten blühte,
sondern, was ich ließ ranken
nach seinen eigenen Gedanken.
Die unbeschränkten Wünsche dehnen
ins Nichts sich aus,
doch Überfluss von Kummertränen
ertränkt ein jedes Haus;
da ist Genüg’ und Frieden,
wo jedem ist beschieden
sein Teil zum Schmaus.
Das werd’ auf Erden wahr!
So wünschen wir ein neues Jahr,
ein bess’res, als das Alte war.
Oh wünsche nichts vorbei
und wünsche nichts zurück!
Nur wohliges Gefühl
der Gegenwart ist Glück.
Nur in der Gegenwart können wir glücklich sein, das Gefühl des Glücks wahrnehmen und genießen. Sobald wir Vergangenem nachtrauern oder für die Zukunft wünschen, leben wir nicht im gegenwärtigen Moment. Das bringt das Gedicht von Friedrich Rückert schön zum Ausdruck:
Gesell dich einem Bessern zu,
dass mit ihm deine Kräfte ringen.
Wer selbst nicht weiter ist als du,
der kann dich auch nicht weiterbringen.

Mancher wähnt sich frei
und sieht nicht die Bande,
die ihn schnüren.
Freigiebig ist nicht, wer nur gibt,
wo ihm kein Mangel droht;
freigiebig ist, wer Hunger hat
und teilt mit dir sein Brot.
Wer niemals träumt,
verschläft sein schönstes Leben.
Und manche Träume können sich im Leben verwirklichen …