Schöne Sprüche und Weisheiten von Wilhelm Raabe
(geb. 8.9.1831 in Eschershausen - 15.11.1910), deutscher Schriftsteller
Ausgewählte Sprüche von Wilhelm Raabe
Keine Weisheit,
die auf Erden
gelehrt werden kann,
kann uns das geben,
was uns ein Wort und
ein Blick der Mutter gibt.

Die größten Wunder gehen
in der Stille vor sich.
Man erlebt nicht das, was man erlebt,
sondern wie man es erlebt.
Sprang der Osterhas
durch die grünende Welt;
Kinder und Verliebte
suchten im sonnigen Feld.
Welch ein schönes Nest
hat mein Liebchen entdeckt!
Unterm Veilchenbusch
fein war es versteckt.
Viele schöne Eier
lagen glänzend drin,
und mein jubelndes Liebchen
kauerte neben es hin.
“Eier rosenrot!
Eier himmelblau!
Keins von ihnen schwarz!
Keins von ihnen grau!”
Die Rosenroten
waren voll Küsse;
die Himmelblauen
waren voll Lieder; –
und Dämmerung ward es,
eh’ wir nach Haus kamen!
Dieses Ostergedicht ist vielleicht deshalb nicht so beliebt, weil es sehr altertümlich daherkommt …
Man muss in den Dreck
hineingeschlagen haben,
um zu wissen, wie weit er spritzt.

Auch wenn man nur
zum Fenster rausschaut,
sieht man die Welt.

Wir sind doch törichte Menschen! Wie oft durchkreuzt die Furcht vor dem Lächerlichwerden unsere innigsten, zartesten Gefühle! Man schämt sich der Tränen und – spottet; man schämt sich des fröhlichen Lachens und – schneidet ein langweiliges Gesicht; die Tragödie des Lebens sucht man hinter der komischen Maske zu spielen, die Komödie hinter der tragischen; man ist ein Betrüger und Selbstquäler zugleich!
