Schöne Sprüche und Weisheiten von Heinrich Heine
genauer: Christian Johann Heinrich Heine (geb. 13.12.1797 in Düsseldorf - 17.2.1856 in Paris, Frankreich), deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist
Ausgewählte Sprüche von Heinrich Heine
Ich habe dich geliebt und liebe dich noch!
Und fiele die Welt zusammen,
aus ihren Trümmern stiegen doch
hervor meiner Liebe Flammen.

Der Brief, den du geschrieben,
er macht mich gar nicht bang;
du willst mich nicht mehr lieben,
aber dein Brief ist lang.
Zwölf Seiten, eng und zierlich!
Ein kleines Manuskript!
Man schreibt nicht so ausführlich,
wenn man den Abschied gibt.
Dass du mich liebst, das wusst ich,
ich hatt es längst entdeckt;
doch als du mir’s gestanden,
hat es mich tief erschreckt.
Ich stieg wohl auf die Berge
und jubelte und sang;
ich ging ans Meer und weinte
beim Sonnenuntergang.
Mein Herz ist wie die Sonne
so flammend anzusehn,
und in ein Meer von Liebe
versinkt es groß und schön.
Neuer Frühling
Sterne mit den goldnen Füßchen
wandeln droben bang und sacht,
dass sie nicht die Erde wecken,
die da schläft im Schoß der Nacht.
Horchend stehn die stummen Wälder,
jedes Blatt ein grünes Ohr!
Und der Berg, wie träumend streckt er
seinen Schattenarm hervor.
Doch was rief dort? In mein Herze
dringt der Töne Widerhall.
War es der Geliebten Stimme,
oder nur die Nachtigall?

Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite!
Kling hinaus bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.

Die Veilchen
Die Veilchen kichern und kosen
und schaun nach den Sternen empor;
heimlich erzählen die Rosen
sich duftende Märchen ins Ohr.
Veilchen
Morgens send ich dir die Veilchen,
die ich früh im Wald gefunden,
und des Abends bring ich Rosen,
die ich brach in Dämmrungstunden.
Weißt du, was die hübschen Blumen
dir Verblümtes sagen möchten?
Treu sein sollst du mir am Tage,
und mich lieben in den Nächten.
Freundschaft, Liebe, Stein der Weisen,
diese Dreie hört ich preisen,
und ich pries und suchte sie,
aber ach! Ich fand sie nie.
In uns selbst liegen
die Sterne unseres Glücks.
Natürlich sind wir es selbst, die Glück empfinden. Dieser Spruch über das Glück macht uns bewusst, dass das Glück letztendlich in uns selbst zu finden ist – auch wenn es nicht zu leugnen ist, dass uns äußere glückliche Umstände dieses innere Glück leichter empfinden lassen.
Nicht lange täuschte mich das Glück,
das du mir zugelogen,
dein Bild ist wie ein falscher Traum
mir durch das Herz gezogen.
Der Morgen kam, die Sonne schien,
der Nebel ist zerronnen;
geendigt hatten wir schon längst,
eh wir noch kaum begonnen.
Nicht bloß das Tun,
nicht bloß die Tatsache
der hinterlassenen Leistung,
gibt uns ein Recht auf
ehrende Anerkennung,
sondern auch das Streben selbst,
und gar besonders das
unglückliche Streben,
das gescheiterte, fruchtlose
aber großmütige Wollen.
Im tollen Wahn
Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen,
ich wollte gehen die ganze Welt zu Ende
und wollte sehn, ob ich die Liebe fände,
um liebevoll die Liebe zu umfassen.
Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,
vor jeder Türe streckt ich aus die Hände
und bettelte um kleine Liebesspende –
doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.
Und immer irrte ich nach Liebe, immer
nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer
und kehrte um nach Hause, krank und trübe.
Doch da bist du entgegen mir gekommen,
und ach! Was da in deinen Aug geschwommen,
das war die süße, lang gesuchte Liebe!
Wenn wir dieses Liebesgedicht lesen, denken wir vielleicht an eine vom Autor zunächst verschmähte Liebe. Doch diesen Spruch schrieb Heinrich Heine an seine Mutter.
Herz, mein Herz, sei nicht beklommen
und ertrage dein Geschick.
Neuer Frühling gibt zurück,
was der Winter dir genommen.
Und wie viel ist dir geblieben!
Und wie schön ist noch die Welt!
Und, mein Herz, was dir gefällt,
alles, alles, darfst Du lieben.
Größer als alle Pyramiden, als der Himalaya,
als alle Wälder und Meere ist das menschliche Herz.
Es ist herrlicher als die Sonne und der Mond
und alle Sterne, strahlender und blühender.
Es ist unheimlich in seiner Liebe.
Es gibt Leute, welche den Vogel
ganz genau zu kennen glauben,
weil sie das Ei gesehen haben,
woraus er hervorgekrochen.
Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat
der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet –
der Gute findet hier sein Paradies –
der Schlechte genießt schon hier seine Hölle.
Wenn ich bei meiner Liebsten bin,
dann geht das Herz mir auf,
dann dünk ich mich reich in meinem Sinn
und frag: ob die Welt zu Kauf?
Doch wenn ich wieder scheiden tu
aus ihrem Schwanenarm,
dann geht das Herz mir wieder zu
und ich bin bettelarm.
Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland
Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
“Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?”
Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht,
die Könige zogen weiter;
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter.
Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
die Heil’gen Drei Könige sangen.